CMV: ein wichtiger Kofaktor für die Progression der HIV Infektion
Schon seit mehr als 15 Jahren wird vermutet, dass das zur Herpesgruppe gehörende CMV-Virus das Fortschreiten der HIV-Infektion begünstigen könnte. Nun wurde dieser Zusammenhang einmal in einer sauberen Kohortenanalyse untersucht.
HIV-Experten vermuteten schon seit langem einen Zusammenhang zwischen einer Koinfektion mit CMV und einer beschleunigten Krankheitsprogression der HIV-Erkrankung. Eine kleine Untersuchung an 108 HIV-positiven Hämophilie-Patienten zeigte schon, dass das Progressionsrisiko zu einem AIDS Stadium 2.5 Mal höher ist bei Patienten, die früher einmal eine CMV-Infektion durchgemacht hatten (Webster, 1991). Wir beobachteten selbst 1989 einen Patienten, der gleichzeitig mit beiden Viren infiziert wurde, und der innert 2 Jahren nach seiner HIV-Infektion verstorben ist.
Seit der Einführung der hochaktiven HIV-Therapie (HAART) ist es um diese Zusammenhänge ruhig geworden. Nun wurde die Angelegenheit von einer Gruppe um Paul Griffith am Royal Free in London mit neuen Methoden untersucht (Deayton et al, Lancet 2004). Neu war, dass bei Patienten mit tiefen CD4 Werten vor Beginn der HAART die CMV-Virämie mittels PCR gemessen wurde. 374 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen und prospektiv beobachtet. Insgesamt wurden 2969 CMV-PCR Teste durchgeführt, 375 waren positiv (13%). 69% aller Patienten hatte immer negative PCR Resultate, 15 Patienten immer positive und 100 Patienten intermittierend positive Teste.
Die Progressionsraten zu AIDS oder Tod waren signifikant erhöht in der Gruppe von Patienten welche einmal eine CMV-Virämie hatten. Wie aus der untenstehenden Tabelle ersichtlich ist, ist der negativ-prädiktive Wert einer CMV-Virämie sogar höher als der ein um die Hälfte kleinerer CD4-Wert oder ein um das 10-Fach erhöhter HIV-RNA Wert vor Therapiebeginn.
Quelle: Deayton et al, Lancet 2004;363:2116–21