BCG-Impfung: Besser als ihr Ruf?

Die BCG Impfung, eine Impfung gegen Tuberkulose, wurde bisher als weitgehend wirkungslose Impfung abgetan. Eine neue Studie lässt vermuten, dass wir uns getäuscht haben könnten…

Die Impfung mit dem Bacille Calmette-Guérin (BCG) ist eine Massnahme, die heute wegen fraglicher Wirksamkeit bei relativ geringem Tuberkulose-Risiko bei uns nicht mehr routinemässig empfohlen wird. Gesichert war die Wirksamkeit der BCG-Impfung eigentlich nur bei Kleinkindern zum Schutz vor Tb-Meningitis.

Nun hat eine hochinteressante Studie das Interesse an der Impfung wieder geweckt. Amerikanische Epidemiologen haben alte Daten einer BCG-Impfung in den Jahren 1935-38 ausgegraben und konnten diesen Menschen nachgehen. Alleine schon die Tatsache, dass diese Unterlagen noch vorhanden waren, ist erstaunlich. Wer kann wohl unsere Studiendaten auf einer Diskette in 60 Jahern noch lesen?

Die Geimpften waren damals Kinder im Alter von 0-20 Jahren. Die Studie umfasste eine Therapie und eine Placebo-gruppe. Nun wurde der Verlauf dieser Personen in den Jahren 1948 bis 1998 dokumentiert und die Tuberkulose-Erkrankungshäufigkeit in den beiden Behandlungsarmen verglichen.

Um es kurz zu machen: die beiden Behandlungsarme unterschieden sich signifikant bezüglich Tuberkulose-Erkrankungsrate. Die Impf-Wirkung (Vaccine-Efficacy) lag auch noch nach 30 Jahren bei mehr als 50% und sank nach über 40 Jahren nur unwesentlich ab (s. Abbildung).

Vaccine Efficacy

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch wenn für andere Faktoren korrigiert wurde (späterer INH-Einsatz, zusätzliche BCG dosen, chronische Erkrankung) so beeinflusste dies die Resultate kaum. Ein wichtiger Faktor in dieser Studie war, dass bereits ein Placebo-Arm mitgeführt wurde, etwas was in jener Zeit – wir sind mehr als 10 Jahre vor der Einführung des Penicillins – selten praktiziert wurde.

Es ist dies sicher die erste Studie, welche eine solch lange Beobachtungszeit aufweist. Auch die erste, die eine Wirksamkeit von mehr als 15% demonstriert. Es ist unklar, woran dies liegt. Unklar ist auch, weshalb der Impfschutz bei Frauen etwas besser ausfällt. Jedenfalls stimuliert uns die Arbeit, Impfstrategien gegen Tuberkulose doch wieder mit etwas mehr Enthusiasmus zu begegnen.

Quelle: Aronson et al, JAMA. 2004;291:2086-2091

Lesen Sie auch den Kommentar im Editorial von C. Dye