Steroide bei HIV: Unterdrückung der Virusaktivierung

Steroide sind bekannt für ihre Immunsuppressive Wirkung. Steroide bei einer HIV-Infektion zu verabreichen wird oft als zusätzliche Immunschädigung aufgefasst. Eine Französische Studie suggeriert das Gegenteil: Steroide helfen die HIV-Infektion zu unterdrücken.

In dieser retrospektiven Arbeit von Jean-Marie Andrieu und Wei Lou wurde der Verlauf der CD4 Antwort bei 44 Patienten untersucht, welche vor 10 Jahren in einem offenen Protokoll mit Steroiden behandelt wurden. Prednison wurde zu Beginn in einer Dosis von 0.5 mg/kg KG verabreicht und nach 6 Monaten auf 0.3mg/kg KG reduziert. Nach zwei wochen Behandlung stieg der mittlere CD4 Wert von 421 auf 625 um dann in den folgenden 2 Jahren wieder auf 425/ul abzufallen. Es traten keine Aids-definierenden Krankheiten auf. Nach 2 Jahren hatten noch 43% der Behandelten einen CD4 Wert der höher war als der Ausgangswert. Nach 5 Jahren waren dies immerhin noch 11%.

Die biologische Erklärung für dieses Phänomen ist bekannt: HIV infiziert nur aktivierte Zellen. Wenn es uns gelingt, die Aktivierung von Lymphocyten zu hemmen, dann können weniger Zellen infiziert werden, weniger Zellen sterben ab. Was nicht ganz aufgeht ist die Beobachtung, dass die Viruslast während der Therapie stabil blieb (man würde einen Abfall erwarten).

Diese Studie wurde ohne Kontrollarm durchgeführt. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass die Steroide wirklich einen positiven Effekt hatten. Dennoch, die Studie zeigt doch, dass der Einsatz von Steroiden offenbar nicht schädlich ist für den Verlauf der HIV-Infektion

Andrieu & Lou, BMC Medicine, 2004, 2:17