HIV-Transmission: Genetik entscheidet
Seit dem Jahrtausendwechsel hat sich die Bedeutung der Genetik in der Infektiologie immer deutlicher bemerkbar gemacht. Immer deutlicher wird, dass auch das Risiko einer HIV-Übertragung weitgehend durch genetische Faktoren beeinflusst wird. Eine Partnerstudie aus Zambia hat auch dieses Gebiet etwas weiter entwickelt.
Es ist sehr gut bekannt, dass das homozygote (=auf väterlichem und mütterlichem Chromosom) Vorkommen der sogenannten Deletionsmutante des HIV-Korezeptors (CCR5) eine HIV-Infektion praktisch unmöglich macht. Doch andere genetische Faktoren, insbesondere die HLA-Phänotypen, beeinflussen das Risiko, sich mit HIV zu infizieren ebenso.
Neu an der Arbeit aus Zambia ist der Befund, dass zwei HLA-II Allele (HLA-DRB1 und DQB1) nicht nur die Empfänglichkeit für eine HIV-Infektion, sondern auch die Infektiosität der infizierten Partner beeinflussen. So reduzierte das DRB1*1301 Allel bei der infizierten Person das Risiko einer HIV-Übertragung auf den Partner auf ca. 48 %. Umgekehrt erhöhten zwei Haplotypen bei den Seronegativen Partnern (DRB1*1503 und DRB1*0301) das Risiko einer sexuellen Übertragung auf das 1.6-fache (Abbildung).
Auch in dieser Studie wurde deutlich, dass die Viruskonzentration (auch abhängig von der Genetik!) sowie genitale Ulcera wichtige Co-Faktoren für die Übertragung waren. Doch der Effekt der beiden HLA-D Haplotypen war etwa gleich bedeutsam wir die genitalen Ulcera und bedeutsamer als die Viruslast. Interessant auch die Beobachtung, dass das Risiko einer Mann-zu-Frau übertragung ca. 2.5x höher war als das umgekehrte Frau-zu-Mann Übertragungsrisiko.
Die Studie zeigt erneut, dass zahlreiche genetische Faktoren in einem komplexen Zusammenspiel die Infektiosität sowie die Empfänglichkeit für einen Erreger beeinflussen. Besonders an dieser Studie war, dass die Paare während 7 Jahren longitudinal beobachtet wurden.
Tang et al, JID, 1.5.04, 189: S. 1996