Antivirale Therapy von Sars: Wenig Möglichkeiten!

Vor einem Jahr hätten wir gerne gewusst, mit welchem Medikament man SARS behandeln könnte. Auch heute ist Sars noch nicht vollständig verschwunden. Eine neue in-vitro Arbeit untersucht die Wirksamkeit von gängigen Virostatika zur Behandlung von Sars.

Wir erinnern uns: vor einem Jahr mussten die Ärzte in Hongkong, Hanoi und Toronto irgend etwas tun, um die an Sars Erkrankten zu retten. Die hohe Mortalität der Erkrankung zwang zum Handeln. Die gängigste Medikamente, die eingesetzt wurden, waren Ribavirin und Steroide. Heute wissen wir, dass diese beiden Therapien keinen klinischen Effekt zeigten.

Nun muss die Forschung wieder ganz von vorne beginne. Wir hatten damals schon berichtet, dass ein Fusionshemmer, der für HIV eingesetzt wird, in vitro auch für Sars funktionnieren könnte. Doch dieser Fusionshemmer (Enfuvirtide) ist enorm teuer und kann nur parenteral verabreicht werden. Eine Gruppe aus Singapore hat nun ein vitro Modell entwickelt, um bekannte antivirale Mittel zu prüfen. Es wird ein Kulturmodell verwendet in dem die Infektion von Kulturzellen mit Sars-Coronaviren durch die Virostatika gehemmt werden.

Getestet wurden dabei Herpesmittel (Foscarnet, Acyclovir, Ganciclovir), HIV-Mittel (AZT, 3TC, Protease-Hemmer), Influenza-Mittel sowie Ribavirin. Zusätzlich wurden verschiedene Interferone getestet. Von allen getesteten Substanzen schützten lediglich Interferone (-1b, -n1, -n3) die Kulturzellen wirksam vor einer Sars-Infektion. Da Interferone ebenfalls teuer und aufwändig in der Anwendung sind, wird eine allfällige neue Sars-Epidemie wiederum nur mit epidemiologischen Massnahmen zu bekämpfen sein.

Tan et al, Emerg Infect Dis, April 2004