Nekrotisierende Weichteilinfektion durch Streptokokken der Gruppe A (GAS)
Weichteilinfektionen durch GAS können sehr unterschiedlich verlaufen. Selten, aber sehr gefürchtet sind nekrotsierende Verläufe. Trotz prompter antibiotischer Therapie und chirurgischem Debridement verlaufen diese Infektionen nicht selten tödlich. Hier wird ein weiterer Krankheitmechanismus beschrieben
Diverse mikrobielle und Wirts-Faktoren, die bei GAS-Infekten zu einem fulminaten Verlauf führen können, wurden bereits beschrieben. Eine israelische Gruppe beschreibt im Lancet 2 Patienten mit schwerer nekrotisierender Wichteilinfektion mit GAS Serotyp M14. Auffällig bei diesen Patienten war der histopathologische Befund des debridierten Gewebes. Obwohl massenhaft Bakterien zu sehen waren, beobachtete man keine infiltrierenden neutrophilen Granulozyten.
Die Gruppe konnte zeigen, dass dieser sehr virulente GAS-Stamm in der Lage war, Interleukin 8 (ein wichtiges Chemokin, das die Neutrophilen anzieht) zu degradieren. In der Folge konnten sie einen Defekt im SilCr-Gen nachweisen. Dieses Gen kodiert ein kleines Signalpeptid (Pheromon). Das SilCr-Peptid hat aber, wenn intakt, offenbar eine regulatorische Funktion, indem es die Il-8-Degradierung verhindert.
Im Labor wurden dann Mäuse mit diesem agressiven GAS-Stamm infiziert. Durch zusätzliches Spritzen des SilCR-Peptides konnte die Neutrophilenmigration wiederhergestellt werden und die Mäuse waren in der Lage, die Infektion zu kontrollieren. Ohne Zugabe der SilCR-Peptides kam es (wie beim Menschen) zu einer grossen Gewebsnekrose und häufig zum tödlichen Ausgang.
Viel häufiger sind fulminate Verläufe bei GAS-Stämmen mit dem Oberflächenprotein M1 oder M3. Erstaunlich ist, dass der therapeutische Effekt von SilCr im Tierversuch auch bei Mäusen, die mit diesen Stämmen infiziert wurden, erhalten blieb, dies obwohl bei diesen Stämmen das SilCR-Gen fehlt.