Sex und die Leber

Sexuell übertragbare Hepatitiden
Dr. P. Schmid, Kantonsspital St. Gallen
Kommentar aus der Pracis: Dr. R. Rentsch, St. Gallen

Die wichtigste sexuell übertragbare Hepatitis ist sicher die Hepatitis B-Infektion. Eine generelle Impfung aller jugendlichen im Alter zwischen 11 + 15 Jahren wird empfohlen (Link 15 Hepatitis). Zudem sollte bei allen Patienten, die sich in der Praxis mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung (STD) vorstellen an die HBV-Impfung gedacht werden. Eine sexuelle Übertragung von Hepatitis C ist zwar möglich, bei Langzeitpartnern aber sehr selten. In westlichen Ländern kommt eine Übertragung von Hepatitis A bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) nicht so selten vor, sodass eine HAV-Impfung in dieser Population empfohlen wird.

Die Differentialdiagnose einer nur leichten Transaminasenerhöhung ist breit. Diverse sexuell oder durch engen Kontakt übertragbare Infektionserreger (EBV, CMV, HSV, HIV,Adenoviren, Treponema pallidum..) können eine sogenannte "Begleithepatitis" hervorrufen. Gerade die EBV-Primoinfektion kann aber auch das Bild einer akuten ikterischen Hepatitis zeigen, eine zusätzliche Mononukleose-Symptomatik (Pharyngitis, Tonsillitis, Lymphknotenschwellung) muss nicht vorhanden sein. Wichtig ist aber vor allem, eine allfällige HIV-Primoinfektion nicht zu verpassen.

Im 2. Teil des Vortrages wird ausführlicher über den Krankheitsverlauf, die Diagnostik und Therapie der chronischen Hepatitis B eingegangen. Für das Follow-up ist es entscheidend, zwischen inaktiven HBs-Ag-Trägern (HBeAg negativ, HBV-DNA < 10*5, persistierend normale Transaminasen) und Patienten mit einer chronisch aktiven Hepatitis B zu unterscheiden. Inaktive HBs-Ag-Träger brauchen keine Therapie. Ihre Prognose ist gut. Da aber eine Raktivierungen vorkommen kann, wird eine jährliche Transaminasen-Kontrolle empfohlen.

Bei Patienten mit chronisch aktiver Hepatitis B war eine Interferonbehandlung lange die einzige Therapiemöglichkeit. Problem ist einerseits die schlechte Verträglichkeit des Interferons, andererseit die schlechte Wirksamkeit (dies v.a. bei Patienten mit nurleicht erhöhten Transaminasen (<2x ULN)  und hoher Viruslast).

Nun gibt es neue therapeutische Optionen (wir berichteten darüber ) aber leider nach wie vor keine wirklich gute Therapie. Hautproblem der bereits zugelassenen Nukleosidanaloga (Lamivudien und Adefovir) sind, wenn als Monotherape gegeben,die rasche Resistenzentwicklung (bei Lamivudin) und das relativ hohe Risiko eines Relapses nach Absetzen der Therapie. Die optimale Therapiedauer ist bei diesen Medikamenten nicht definiert.

Diverse weitere neue Medikamente sind in Erforschung. Wie bei der HIV-Infektion wird man in Zukunft wahrscheinlich auch die chronisch aktive Hepatitis B mit einer Kombinationstherapie behandeln. Im Vordergrund steht aber weiterhin die Prophylaxe!

Dr. Rentsch, Gastroenterologe in St. Gallen, betont dass er in seiner Praxis in den letzten Jahren mehr Patienten mit einer chronischen Hepatitis B sieht. Der Grund dafür dürfte die vermehrte Immigration von Menschen aus Ländern mit hoher HBsAg-Prävalenz sein. Er weist darauf hin, dass die Behandlung einer chronischen Hepatitis komplex ist und ans hepatologische Zentrum gehört. Für den Praktiker empfiehlt er die Lektüre des 2002 in der Praxis erschienen Übersichtsartikels von Prof. Reichen + Grob (im Namen der SEVHEP).

 

Die vollständige Präsentation des Vortrags von Dr. Patrick Schmid (pdf-file) finden Sie hier