Parvovirus B19 – Review im NEJM

BildVor Gut 30 Jahren ist einer Australischen Virologin eine sonderbare Präzipitations-Reaktion eines Blutspender-Serums aufgefallen. Die Reaktion erfolgte mit dem Serum das an der Position B-19 auf eine Reaktionsplatte aufgetragen wurde.

34 Jahre später ist das Virus, welches auch heute noch seinen ungewöhnlichen Namen von dieser zufälligen Beschriftung im Labor mit sich trägt, recht gut charakterisiert. Man hat schon in den 70-er Jahren rasch erkannt, dass sehr viele Erwachsene Antikörper gegen B-19 haben. schon bald wurde der Zusammenhang mit der „fünften Exanthemerkrankung“ des Kindesalters (fifth disease auch „erythema infectiosum“, s. Bild) gefunden.

Parvovirus verursacht nur sehr selten eine schwere Krankheit. Das Virus befällt die Vorstufen der roten Blutkörperchen im Knochenmark. Für einige Tage stoppt die Blutproduktion vollständig. Dies ist meist nicht schlimm, da die Blutbildung ein sehr langsamer Process ist (ein rotes Blutkörperchen überlebt 120 Tage) sodass ein kurzfristiger Produktionsausfall kaum zu Symptomen führt. Bei Zuständen mit vermehrtem Erythrocyten-Turnover (Umsatz der Roten BK) kommt es jedoch zu einer Blutarmut (Anämie). Dies ist eine klassische Komplikation der Sichelzell-Anämie. Eine Infektion mit B19 führt hier zur aplastischen Anämie.

Heute sind insbesondere auch Komplkationen bei HIV-infizierten Patienten bekannt. Wir fanden vor einigen Jahren eine Zunahme der Infektionsrate mit B-19 mit zunehmender Immunschwäche (tiefe CD4 Werte) bei HIV Infizierten.

Pasacal Cassinotti vom Institut für Klinische Mikrobiologie und Immunologie in St. Gallen hat insbesondere den Zusammenhang zwischen B19 und Gelenksbeschwerden bei Erwachsenen untersucht (Cassinotti et al,  1998). Während eine Erkrankung im Kindesalter eine oligosymptomatische Erkrankung mit roten Wangen und etwas Fieber ist, führt die Erkrankung im Erwachsenenalter zu hartnäckigen Gelenksschmerzen die oft nicht als Virusinfektion diagnostiziert werden. Cassinotti hat mit seinen Kollegen in Zürich diesen Zusammenhang untersucht und fand eine aktive Virusreplikation im Knochenmark bei Patienten mit Arthritis „unbekannter“ ursache.

Das NEJM hat in seiner Ausgabe vom 4.2.04 einen lesenswerten Review-Artikel von zu Parvo-B19 publiziert.