Neue Strategie gegen Antibiotikaresistenz?

Antibiotika-resistente Bakterien sind ein immer wichtigeres Problem. Eine neue Strategie soll nun helfen, die Entwicklung von resistenten Bakterien zu verhindern. Wie soll das funktionnieren?

Der Magen und obere Dünndarm enthalten kaum Bakterien. Im unteren Dünndarm und im Dickdarm gehören Bakterien jedoch zur normalen Darmflora. Von allen verabreichten Antibiotika wird nie alles 100%-ig resorbiert. Ein Teil der Antibiotika gelangt in den unteren Dünndarm, wo sie die normale Darmflora beeinflussen und verändern. Die Anwesenheit der Antibiotika im Darm führt zu einem Selektionsdruck auf die Darmflora, so dass sich resistente Bakterien bevorzugt vermehren können (siehe auch www.newscientist.com). Diese Störung der Darmflora kann auch Durchfälle verursachen.

Nun hat die Firma Ipsat aus Finnland eine geniale Strategie vorgestellt. Eine Subtsanz soll Antibiotika, die bis zum Dünndarm nicht resorbiert wurden, abbauen. Es handelt sich dabei um ein Enzym, welches Betalactam-Antibiotika abbaut. Das Enzym ist in einer Kapsel, die sich erst im Ileum (unteren Dünndarm) auflöst, und somit erst hier seine Wirkung zeigt. Da die normale Aufnahme der Antibiotika ins Blut im oberen Dünndarm erfolgt, sollte das Enzym keinen Einfluss auf die Wirkspiegel der Antibiotika im Blut haben.

Das Medikament, das momentan noch den Namen P1A trägt, wurde bereits an gesunden Freiwilligen erprobt. Hier wurde gezeigt, dass P1A keinen Einfluss auf die Serumspiegel der Antibiotika hat, dass es aber die Antibiotika-Reste im Darm eliminiert.

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Ein interessanter Ansatz also. Ob dies die Antibiotikaresistenzen bei der Darmflora verhindern kann, muss noch gezeigt werden, aber vermutlich vermindert es doch den Einfluss der Antibiotika im Darm, so dass  es vermutlich zu weniger Antibiotika-assozierten Durchfällen kommt.

Wünschenswert wäre natürlich auch die Wirkung auf die Resistenzentwicklung, denn hier brauchen wir wirklich neue Ansätze. Und wie wir wissen geht es mit der Entwicklung neuer Antibiotika nicht so schnell voran und die Resistenzproblematik wird uns in Zukunft immer mehr beschäftigen.