M. Crohn: Die Kühlschrank-Hypothese
M.Crohn, eine entzündliche Darmerkrankung, wurde erstmals 1913 beschrieben, und auch heute noch kennen wir die Hintergründe dieser Krankheit nicht. Auche eine Infektionskrankheit?….
Wir wissen, dass der M.Crohn durch eine abnorme Immunantwort im Magentrakt verursacht wird. Der Auslöser dieser Immunantwort, der sog. „Trigger“, ist jedoch unbekannt. Die abnorme Immunantwort kommt vermutlich durch Umweltfaktoren zustande, aber es braucht dazu auch eine genetische Disposition.
Bekannt ist, dass eine genetische Mutation, auch CARD15 Mutation genannt, den Menschen für M.Crohn empfänglich macht. Unbekannt sind die auslösenden Umweltfaktoren, die „Trigger“.
Es wurden schon verschiedene Infektionserreger als Trigger für den M.Crohn vorgeschlagen, so z.b.Mykobakterien, Listerien, Yersinien und E.coli. Aber keiner dieser Erreger konnte als Ursache bestätigt werden.
Eine Französische Forschergruppe publizierte nun im The Lancet eine gewagte neue Hypothese: Der Kühlschrank soll Umweltfaktor sein!
In den USA hatten bereits 1937 40% der Haushalte einen Kühlschrank, in Europa hingegen kamen die Kühlschränke erst später. Die Forscher weisen daraufhin, dass die Inzidenz des M.Crohn in den USA bereits in den 40-iger Jahren zunahm, wohingegen die Inzidenz in Europa erst später zunahm.
Die Kühlschrank-Hypothese geht davon aus, dass sogenannte psychrotrophe Bakterien eben auch in einem Milieu von -1 bis 10° C überleben können, also auch im Kühlschrank, und dass vermutlich diese Bakterien, dann mit der Nahrung aufgenommen, im Darm quasi als Trigger für den M.Crohn wirken.
Im Lancet werden dann die Pathogenese des M.Crohn beschreiben, und auch molekulare Mechanismen geliefert, wie es zu diesem Triggermechanismus kommen könnte.
Aber bitte, bevor Sie nun Ihren Kühlschrank abtauen:
Es ist nur eine Hypothese, und muss als solche noch bewiesen werden.
Denn es kann auch ganz gut möglich sein, dass die Zunahme des M. Crohn im zeitlichen Zusammenhang mit der Verbreitung der Kühlschränke nur eine Koinzidenz ist und keine Kausalität aufweist.
( Koinzidenz: zufälliges Zusammentreffen zweier Ereignisse / Kausalität: Zusammenhang als Ursache und Wirkung)