BSE in den USA

Nun müssen auch die US-Behörden der Globalisierung des Fleischmarktes in die Augen schauen. Was bisher immer verleugnet wurde, ist nun auch für BSE eingetreten: Infektionserreger halten sich nicht an Grenzen!

Es ist fast ungeheuerlich, mit welcher Arroganz die US-Behörden mit der BSE Diagnose bei einem US-Rind umgehen. Als im Mai 2003 ein erster Fall von BSE in Canada entdeckt wurde, hatten die Amerikaner den Fleischimport aus Kanada sofort gestoppt. Nun, da auf US-Territorium dasselbe geschieht, wehren sich die US-Behörden gegen die Entscheide anderer Staaten, den Fleischimport aus den USA zu verbieten.

Solche Entscheide entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage und sind rein politisch motiviert. Was jedoch viel mehr zu denken gibt ist die Tasache, dass die an BSE erkrankte Kuh in den USA nicht mehr selber gehen konnte, bevor sie in den Schlachthof gebracht wurde! Offenbar hielten es die US-Behörden bisher nicht für nötig, kranke Tiere aus dem Verkehr zu ziehen. Die bei uns schon längst eingeführte und wirsame in-vivo Diagnostik beim Schlachtvieh gekoppelt mit der sorgfältigen Information der Bauern würde eine Erkrankung schon in einem viel früheren (und weniger infektiösen) Stadium erkennen (Link zur in-Vivo Diagnostik für BSE). Solche Massnahmen hielten die Amerikaner wohl nicht für nötig. Dies macht es noch schwieriger zu verstehen, weshalb die US-Behörden nun behaupten können, dass ihr Fleisch sicher sei.

BSE war in den späten 80-er und frühen 90-er Jahren eine Erkrankung des Rindes, mit grossen Konsequenzen für die Fleischindustrie. Ein Paket von gezielten und bedachten Massnahmen, insbesondere der sofortige Stopp der Fütterung von Wiederkäuern mit Tiermehl, führte zur Kontrolle der Erkrankung in England und Europa (wir berichteten darüber).

BSE ist deshalb so befürchtet, weil ein Zusammenhang mit der seltenen Creutzfeld-Jakob Erkrankung (CJD) beim Menschen angenommen werden muss (s. unseren Beitrag über BSE und CJD). Ein erster Fall von vCJD in den USA wurde vor etwas mehr als einem Jahr in Florida diagnostiziert (s.Bericht). Doch die junge Frau war in England ausgewachsen, für die USA Grund genung anzunehmen, BSE sei für ihr Land kein Problem.

Der Entscheid vieler Staaten, kein Fleisch aus Ländern mit BSE Fällen zu importieren (in den letzten Tagen vor Weihnacht sank der US-Export um 90%!) ist bereits zur Routine geworden, doch sinnvoll ist er dennoch kaum. Der Schaden einer solchen Entscheidung ist um ein Vielfaches höher als ein potentieller Nutzen. Die Folge ist, dass kein Land grosses Interesse hat, eine rigorose BSE-Überwachung einzuführen. Nur so kann man sich erklären, weshalb die erkrankte Kuh in den USA trotz offensichtlich schwerer Erkrankung noch normal geschlachtet und zu Fleisch verarbeitet wurde.