Welche HIV-Therapie währt am längsten?

So etwa könnte man die Frage einer kürzlich im CID publizierten Untersuchung aus der HOPS-Kohorte betitteln. Genauer genommen wurden Faktoren analysiert, welche ein gutes Therapieresultat nach 2 Jahren voraussagen.

Wenn wir wüssten, welche HIV-Therapie die besten Resultate erzielt, wäre die Wahl der richtigen Medikamente einfach. Doch es sind zahlreiche Faktoren, die ein gutes Therapieresultat beeinflussen und es sind auch nicht alle Medikamente für alle Personen gleich gut geeignet.

Daher muss die Wahl der optimalen Therapie der HIV-Infektion auch persönliche Präferenzen und Lebensbedingungen des Patienten (Schichtarbeit, Morgenmuffel, Methadon-Therapie) miteinbeziehen.

In dieser Arbeit von Holmberg et al (CID 2003;37:707) der HIV-Outpatient-Study (HOPS) wurden die Therapieresultate von 1235 Patienten, deren Therapie vor mindestens 2 Jahren eingeleitet wurde, ausgewertet. In einem case-control design wurden Patienten, deren Viruslast während mindestens 2 Jahren supprimiert war (cases) verglichen mit den 949 Kontrollen ohne andauernde Suppression. Die mittlere Beobachtungsperiode betrug 3.1 Jahren.

Die "erfolgreichen" cases waren signifikant häufiger Männer, nicht drogensüchtig, privatversichert und mit besserer Schulbidlung als die Kontrollen. Das Therapieresultat war besser bei tieferen HIV-RNA und höheren CD4 Ausgangswerten. Wie zu erwarten, war das Ansprechen auch besser bei der ersten Therapie ("first chance is best chance").

Beide Gruppen wurden mit allen möglichen HIV-Medikamenten behandelt, doch die "Erfolgreichen" hatten im Durchschnitt nur 2.0 Therapieregime benötigt verglichen mit 5.7 bei den Kontrollen (p<0.001). Gewisse Medikamente fanden sich signifikant häufiger bei den Erfolgreich therapierten:

  • Efavirenz     OR 5.2 (95% CI 2.5-10.5)
  • Indinavir      OR 3.9 (2.7-5.6)
  • Abacavir     OR 3.6 (1.4-9.7)
  • AZT+3TC+Indinavir  OR 3.6 (2.2-5.9)
  • d4T+3TC+Indinavir   OR 3.6 (2.2-6.0)

Vor einigen Monaten hatte die Schweizerische HIV-Kohorten studie bereits eine ähnliche Untersuchung zum Vergleich von Protease-Hemmern und Efavirenz publiziert. In dieser Studie wurde allerdings kein Unterschied gemacht zwischen den einzelnen Protease-Hemmern (>40% der SHCS Patienten wurden damals mit Nelfinavir behandelt). In der Schweizer Studie (Hirschel et al AIDS 2002) wurden Patienten, die von einem Protease-Hemmer auf Efavirenz wechselten verglichen mit solchen, die weiterhin mit einem Protease-Hemmer behandelt wurden. Allerdings, die Wahrscheinlichkeit eines Therapieabbruchs war bei Efavirenz deutlich höher als bei Proteasehemmern unter den ehemalig oder aktuell iv-drogensüchtigen Patienten, nicht jedoch bei der übrigen Population der Schweizer Kohorte (s. Abbildung 2 aus dieser Publikation)