Pneumokokken-Impfung wirksam bei Kleinkindern
Erkrankungen mit Pneumokokken sind eine häufige Todesursache bei Kindern unter 5 Jahren. Impfungen gegen Polysaccharide (Kapsel der Pneumokokken) sind bei Kleinkindern kaum immunogen. Ermutigende Resultate eines neuen, nonavalenten Impfsoffs wurden am 2.10.03 im NEJM publiziert.
Pneumokokken können im Kleinkindesalter gefährliche Krankheiten verursachen. Am gefürchtetsten sind Pneumokokken-Meningitiden, welche in 50% der Fälle letal verlaufen. Am häufigsten verursachen sie Mittelohrentzündungen beim Kleinkind (Schätzung USA: 6 Mio Fälle pro Jahr).
Die zunehmende Resistenzeentwicklung bei Pneumokokken gegenüber Beta-Laktam-Antibiotika und Makrolide und das Fehlen von wirklich guten alternativen Antibiotika stellt eine wachsende Bedrohung dar. Bestrebungen, Pneumokokken-Erkrankungen durch Impfungen zu verhindern, sind daher zu fördern. Das Problem der Pneumokokken-Impfung ist die schlechte Immunwirkung des Kapsel-Polysaccharid bei Kleinkindern. Dies kann umgangen werden, indem die Polysaccharide an ein Toxin gebunden werden; üblicherweise ein nicht pathogenes Diphterie-Toxin.
Pneumokokken werden aufgrund der Kapsel-Eigenschaft in verschiedene Serotypen eingeteilt. Erste Impferfolge bei Kleinkindern waren im JPedInfDis 2000 mit einem Toxin-konjugierten hepta-valenten Impfstoff gemeldet worden. Ein Nachteil dieses Imfpstoffes war, dass zwei immer noch sehr häufige Serotypen nicht abgedeckt waren (Serotyp 1 und 5). In dieser neuen Arbeit aus Südafrika im NEJM vom 2.10.03 wurde nun ein nona-valenter Impfstoff verwendet (Serotypen: 1,4,5,6B, 9V,14,18C,19F,23F).
In dieser randomisierten, doppelblind kontrollierten Studie wurden Säuglinge im Alter von 6, 10 und 14 Wochen mit drei Dosen des Impfstoffes geimpft. Gleichzeitig wurden bei allen Kindern die üblichen Immunisierungen (DTPer, H.influenzae) durchgeführt. Es wurden sowohl HIV-positive wie auch HIV-negative Kinder in die Studie eingeschlossen. HIV-positive Kinder erkrankten erwartungsgemäss häufiger an Pneumokokken.
Die Impfung schützte HIV-positive wie negative Kinder signifikant vor einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung, mit einer Vaccine-Efficacy (VE) von 87% bei HIV-negativen und 65% bei HIV-positiven Kindern gegen im Impfstoff enthaltene Serotypen. Die Schutzwirkung war ebenfalls gut, wenn diese Keime Antibiotika-resistent waren. Keine Wirkung zeigte die Impfung für Serotypen, die nicht im Impfstoff enthalten waren (28 von 138 invasiven Pneumokokken-Erkrankungen in Placebogruppe, 20%). Es fand sich während der Beobachtungszeit keine Zunahme von Pneumokokken, die nicht in der Impfung enthalten sind. Die Wirkung auf radiologisch verifizierte Pneumonien betrug 17%.
Die Impfung von Kleinkindern gegen Pneumokokken wird vom CDC empfohlen (7-valenter Imfpstoff, s. Artikel US-Impfempfehlungen). Die Erweiterung auf den Nona-valenten Impfstoff ist wohl eine sinnvolle Ergänzung (80% der Keime abgekeckt). Die Schutzwirkung war gleich gut wie für den 7-valenten Impfstoff berichtet. Natürlich müssen Eltern darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Schutz nicht vollständig ist. Im Editorial werden auch noch Arbeiten zitiert, wonach der 7-valente Impfstoff bei über 40"000 Kindern eine gute Verträglichkeit belegt.