HIV-Therapie: So leicht wird man resistentes Virus nicht los!

Ist das HIV-Virus einmal resistent gegen die Medikamente, wird guter Rat oft teuer. Nützt es etwas, die Therapie vor einem Therapiewechsel für einige Monate Abzusetzen, in der Hoffnung, das resistente Virus verschwinde dann?

Die Antwort ist nein, wie eine gross-angelegte Studie aus dem NEJM nun zeigt (Lawrence et al, NEJM,2003;349:837). In dieser Studie wurden 270 Patienten mit einem HIV-Therapieversagen (HIV-RNA > 5000) entweder sofort auf eine optimierte neue Therapie umgestellt oder sie machten zuerste eine 4 monatige Therapiepause. Die Hoffnung hinter dieser Therapiepause war, dass sich das Resistente Virus nach dieser Pause „zurückziehen“ würde und anschliessend die Behandlung besser wirken könnte.

Das Resultat kam rasch und ernüchternd. Die Studie musste vorzeitig abgebrochen werden, da im Therapie-Unterbruch-Arm signifikant mehr Patienten eine klinische Progression zeigten und dass sich der CD4-Zell Abfall während dem Therapieunterbruch auch nach 48 Wochen Therapie nicht mehr erholt (Abb).

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In seinem ausgezeichneten Editorial kommentiert der Genfer HIV-Spezialist Bernard Hirschel diese wichtige Arbeit. Offenbar genügt es nicht, wenn  man resistentes Virus im Blut nicht mehr nachweisen kann. Entweder es ist noch in kleiner Konzentration im Blut noch vorhanden oder – noch bedeutsamer – es versteckt sich im sogenannten viralen Archiv. Darunter versteht man die zahlreichen Lymphocyten, die das HIV-Provirus in ihrem Genom tragen von wo dieses bei Bedarf (dh. unter der Therapie) einfach neues, resistentes Virus generieren kann.

Offenbar ist es besser, resistentes Virus zu haben, als sog. wild-typ virus, also die nicht resistente Form. Resistentes Virus ist deutlich weniger aggressiv als der wild-typ, welcher wenige Wochen nach einem Therapieunterbruch auftritt.

Einmal mehr: mit der HIV-Therapie dürfen keine Experimente durchgeführt werden. Eine ganz konsequente und hartnäckige Linie ist hier notwendig – für PatientIn wie für Ärzt/In.