Mitochondriale Langzeittoxizität bei HIV-negativen Kindern von HIV-infizierten Müttern
HIV-negative Kinder von HIV-infizierten Müttern zeigen ein signifikant erhöhtes Risiko für eine persistierende mitochondriale Schädigung, wobei das Risiko noch zunimmt, wenn die Mutter während der Schwangerschaft AZT einnahm.
In dieser kürzlich im Journal AIDS erschienen Studie wurde die mitochondriale DNA (mtDNA) als Biomarker mitochondrialer Toxizität bei insgesamt 30 HIV-negativen Kindern bei der Geburt und zum Zeitpunkt von 12 und 24 Monten nach der Geburt gemessen, wobei ein Drittel dieser Kinder von HIV-negativen Müttern (HIV-/AZT-), ein Drittel von HIV-positiven Müttern ohne antiretrovirale Therapie während der Schwangerschaft (HIV+/AZT-) und ein Drittel von HIV-positiven Müttern mit AZT-Einnahme während der Schwangerschaft (HIV+/AZT+) geboren wurden.
Es zeigte sich eine signifikante Verminderung der mtDNA zu allen 3 gemessenen Zeitpunkten für die Gruppen der HIV+/AZT+ und HIV+/AZT- im Vergleich zu den HIV-/AZT-. Es fand sich zudem eine signifikante und wiederum bis 12 Monate nach der Geburt persistierende Abnahme der mt DNA in der Gruppe der HIV+/AZT+ im Vergleich zu den HIV+/AZT-.
Zusammenfassend konnte in dieser Studie eine eindeutige und anhaltende Schädigung der kindlichen mt DNA durch die HIV-Infektion bei der Mutter nachgewiesen werden, die im Falle einer AZT Therapie während der Schwangerschaft signifikant zunahm. Aufgrund der kleinen Fallzahlen sind die Resultate mit Vorsicht zu geniessen. Zudem bleibt unklar, was die Verminderung der mt DNA für klinische Konsequenzen hat. Bis diese Zusammenhänge geklärt sind, sollten wir sicherlich versuchen, die Dauer der antiretroviralen Therapie während der Schwangerschaft so kurz wie nur nötig zu halten. Unsere aktuelle Empfehlung, die HIV-Therapie ca. in der 22. Schwangerschaftswoche einzuleiten, ist auch unter diesem Aspekt sinnvoll.
Poirier et al, JAIDS Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes 2003; 33(2):175-183