Vorsicht Grippe: Es gibt noch andere Probleme als Sars
Vor lauter Sars besteht die Gefahr, dass wir die jährlich wiederkehrende Bedrohung der Grippe vergessen könnten. Der nächste Winter könnte besonders problematisch werden….
Man beschäftigt sich meist immer mit den aktuellen Problemen. Doch manchmal tut es auch gut, etwas herumzuschauen und den Überblick zu wahren. In Sachen Bedrohung der Industrienationen durch Infektionen ist Sars nun in aller Munde. Wir haben einige Informationen für Sie bereitgestellt.
Doch im Stillen lauert eine neue, möglicherweise viel grössere Gefahr auf uns: Influenza. Bei uns wird der deutsche Name Grippe für zahlreiche andere banale Fieber verwendet. Doch die richtige Grippe fordert jährlich ihre über 100 Todesopfer in der Schweiz. Wie bei Sars, sind es vor allem ältere Menschen, die an der Infektion sterben, im Gegensatz zu Sars ist die Altersgrenze viel höher.
Zwei bedrohliche Meldungen sind im Moment von grosser Wichtigkeit für die Grippe im nächsten Winter:
- Jedes Jahr werden für die Grippeimpfung die Virusstämme ausgesucht, die gerade in in Asien am häufigsten vorkommen. Dieses Jahr gelang bei einem häufigen Virus die kommerzielle Anzucht in Hühnerembryonen nicht. Das heisst: Die nächste Grippeimpfung wird möglicherweise gegen einen der wichtigsten Virusstämme nicht schützen.
- In den Niederlanden wurde seit einigen Monaten über ein für den Menschen wenig-pathogenes Grippevirus in Pouletfarmen berichtet. Unter den Tieren der betroffenen Farmen gab es eine grosse Anzahl Todesopfer. Es handelt sich um ein neues Virus mit der Bezeichnung Influenza-H7N7. Das Virus wurde schon vor einigen Jahren bei Wasservögeln in NL gefunden. Im Februar 03 hat das Virus die Speziesbarriere übersprungen. Seither wurden über 93 leichte Erkrankungen mit Bindehautentzündungen beim Menschen mit H7N7-Influenza registriert. 13 Patienten zeigten zudem eine grippale Symptomatik. Ein 57-jähriger Veterinär, der eine betroffene Pouletfarm inspizierte, starb am 17. April 03 an den Folgen der Erkrankung. Drei erkrankte Personen hatten nur Kontakt mit einem infizierten Menschen, nicht mit infiziertem Geflügel. Somit hat das Virus auch das Potential, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden, sofern das H7N7-Influenzavirus tatsächlich für den Tod des Veterinärs verantwortlich war (dies ist zur Zeit Gegenstand weiterer Untersuchungen). Wir berichteten kürzlich über diese Zusammenhänge…
Die beiden Beispiele sind Grund genug, besorgt zu sein. Der Fachbereich Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen wird die Entwicklung beobachten und rechtzeitig Schutzmassnahmen vorschlagen.
Passend zu diesem Thema hat das CDC am 25.4.03 die neusten CDC-Richtlinien zur Prävention der Influenza publiziert.