SARS-Update 12.05.2003: Das SARS-Virusgenom – Beginn des Durchbruchs?

SARS breitet sich in China weiter aus. Forscher stellten fest, dass das SARS-Coronavirus genetisch ausserordentlich stabil ist und bisher nur wenige Veränderungen im Erbgut zeigt.

In China breitete sich SARS auch letzte Woche weiter aus. Am stärksten ist Peking betroffen, wo insgesamt 2227 SARS-Fälle und 116 Todesfälle registriert wurden.

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Trotz einer geringen Abnahme der neu gemeldeten Fallzahlen kann keine Entwarnung gegeben werden. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass bei der Hälfte der neu aufgetretenen Fälle in Peking vorgängig kein Kontakt zu einem SARS-Patienten bestand. Dies wirft neue Fragen zu den Übertragungswegen auf, sollte diese Angabe nicht auf einer unvollständigen Dokumentation der chinesischen Behörden beruhen. Es ist nach wie vor zu befürchten, dass durch Wanderarbeiter die Krankheit in ländliche Gebiete verschleppt wird/wurde, wo die medizinische Versorgung und das Meldesystem nur ungenügend sind.

Inzwischen sind weiterhin Bemühungen im Gange, die Therapie von SARS zu optimieren und die Ausbreitung durch Schulung des Fachpersonals zu verhindern.

Jernigan, Erdman, and Chiarello, CDC. Webcast, May 8, 2003: „Increasing Clinician Preparedness for SARS“

Loletta et al. Development of a Standard Treatment Protocol for Severe Acute Respirators Syndrome. Research Letter. Lancet Online Publication 09.05.2003.

Wissenschaftler veröffentlichten in der letzten Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Lancet einen Bericht, in dem sie das Genom des SARS-Virus aus verschiedenen Ländern verglichen. Es zeigte sich durch diese Vergleichsanalysen, dass sich das Virus nur geringfügig genetisch veränderte. RNA-Viren, zu denen auch die Coronaviren zählen, zeichnen sich üblicherweise durch stete Veränderungen (Mutationen) ihres Erbgutes aus. Diese entstehen durch „Abschreibefehler“ bei der Virusvermehrung, welche vom Virus selber nicht korrigiert werden können. Dadurch entstehen immer neue Viren, die je nachdem nicht überleben können oder sich dem Wirt besser angepasst haben. Da sich das Virus wenig verändert, wird die Entwicklung einer schützenden Impfung leichter, da nicht auf das sich dauernd verändernde Virus Rücksicht genommen werden muss. Andererseits zerschlägt sich auch die Hoffnung, dass durch genetische Veränderungen ein weniger aggressives (virulentes) Virus entstehen könnte, welches besser an den Menschen angepasst ist und den virulenteren Virusstamm verdrängen würde.

Dass das SARS-Virus überraschenderweise ausserordentlich stabil zu sein scheint, lässt auch einige Hypothesen zu. So könnte das SARS-Virus schon vor längerer Zeit die Menschen besiedelt haben, und eine der seltenen Mutationen hat zu dem zur Zeit grassierenden krank-machenden (Pathogenen) Virusstamm geführt. Oder vielleicht werden wir durch das neu isolierte Virus nur in die Irre geführt, und es gibt doch einen anderen ursächlichen SARS-Erreger, der noch nicht gefunden wurde….

Ruan et al. Comparative full-length genome sequence analysis of 14 SARS coronavirus isolates and common mutations associated with putative origins of infection. Mechanisms of Disease. Lancet Online Publication, 09.05.2003.

Brown & Tetro. Comparative Analysis of the SARS Coronavirus Genom: A Good Start to a Long Journey. Commentary. Lancet Online Publication, 09.05.2003.