Therapienaiver Patient mit dreiklassenresistentem HI-Virus
Die Abteilung für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Universitätsspital Zürich berichtet über das erste in der Schweiz bekannte Beispiel eines erst kürzlich HIV-infizierten, bisher therapienaiven Patienten mit einem dreiklassenresistenten HI-Virus.
Es handelt sich um einen 25jährigen, homosexuellen Schweizer mit einer kürzlich erworbenen (4/01 noch negativer HIV-Test) HIV-Infektion Stadium A3 (CD4-Zellen 175/ul, HI-Viruslast 18700 Kopien/ml). Die genotypische Resistenzprüfung bei diesem therapienaiven Patienten ergab Resistenzen gegen alle in der Schweiz zugelassenen antiretroviralen Medikamente, weswegen hier bereits bei der first line Therapie der Einsatz neuer Medikamente wie Tenofovir und Enfurvitide in Betracht gezogen werden müssen.
Im Zeitalter der hochpotenten HIV-Therapien wurde in den letzten Jahren in mehreren Ländern eine Zunahme der Uebertragung von Medikamenten-resistenten Viren beobachtet. Die Uebertragung solcher Viren ist bei sexueller, parenteraler und vertikaler Transmission beschrieben und erfolgt hauptsächlich von HIV-infizierten Personen, die trotz potenter Therapie immer noch virämisch sind. In der Schweiz sind Meldungen von Neuinfektionen mit resistentem HIV eher rückläufig.
Dennoch, das obige Fallbeispiel demonstriert, dass vom empirischen Einsatz von antiretroviralen Medikamenten bei frisch oder kürzlich HIV-infizierten Patienten abzusehen ist, da auch bei diesen therapienaiven Patienten mit Medikamentenresistenzen gerechnet werden muss, was für die optimale Wahl einer antiretroviralen Therapie von grosser Bedeutung ist. Die Resistenzprüfung gehört heute zum Standard bei allen frisch oder kürzlich infizierten HIV-positiven Patienten.
Hasse et al, Praxis 2003