Sars: Es ist ein Virus, es ist kein Virus, es ist ein….
Die Informationen jagen sich wie wild. Paramyxoviren – Coronaviren – Canada findet das Virus auch bei Gesunden und jetzt das: Chlamydien im Biopsiematerial von Patienten in Hongkong, die an Sars verstarben.
Zuerst vertreibt ein Hamburger Institut einen PCR-Test für die Diagnose des „Sars-Erregers“. Die WHO doppelt etwas später nach, das Coronavirus sei der ursächliche Erreger. Lauthals verkünden in- und ausländische Institute, sie würden eine „Sars-Diagnostik“ zum Ausschluss von SARS anbieten, obwohl bekannt ist, dass die PCR-Diagnostik nur in gut der Hälfter der an Sars Erkrankten Personen positiv ausfiel.
Diese mangelnde Sensitivität der Diagnostik hat man primär auf noch nicht optimale Bedingungen der Probenentnahme (Zeitpunkt, Material, Transport) zurückgeführt. Doch dann haben Wissenschafter aus Kanada berichtet, dass auch bei gesunden, nicht exponierten Personen eine positive PCR fanden (fragliche Spezifität des Tests). (Diese Meldung konnte später von anderen Gruppen nicht mehr reproduziert werden 19.6.03).
Nun berichten Hong et al aus Hongkong im National Medical Journal of China (2003; 83 (8): 632-6.) über eine autoptische Untersuchung bei 7 an der atypischen Pneumonie verstorbenen Patienten. Die elektronenmikroskopische Unteresuchung der Lungen (und auch anderer Gewebe) zeigte bei allen sieben Patienten Einschlusskörperchen wie diese bei Chlamydien bekannt sind. Immunologische Abklärungen für die beiden bekannten humanpathogenen Chlamydien-Stämme C. psitacci und C. pneumoniae waren negativ. Nur bei zwei der and Sars verstorbenen Patienten konnten die Autoren mittels PCR das für Sars verantwortlich gemachte Coronavirus finden.
Wenn diese Untersuchungen bestätigt werden, dann ist dies eine gute Nachricht, da wir prinzipiell gute Medikamente zur Behandlung von Chlamydien-Infektionen zur Verfügung haben. Die fehlende Kreuzreaktion mit bekannten Chlamydien lässt entweder darauf schliessen, dass wir es mit einem neuen Chlamydium zu tun haben (Chlamydien finden sich oft bei Vöglen!) oder dass wir uns einmal mehr durch die elektronischen Bilder täuschen liessen….
Die Suche nach dem Sars Erreger ist wohl noch nicht abgeschlossen. So lange wir noch nicht sicher sind, welches der ursächliche Erreger ist und welche Sensitivität und Spezifität diagnostische Methoden haben ist es wohl noch zu früh, mit Medienmitteilungen der Bevölkerung zu suggerieren, man könne jetzt schon mit einem „Schnelltest“ die Diagnose von Sars nachweisen oder ausschliessen.
Quelle: Promed-mail 26.4.03
Addendum 19.6.03: Der Sars Erreger ist eindeutig identifiziert. Der Erregernachweis jedoch nicht genügend sensitiv, um eine SARS Erkrankung auszuschliessen.