In Singapur kehrt Ruhe ein! Bericht von Christoph Moellers

Wir haben anfangs April bereits zwei Briefe aus Singapur von Christoph Moellers hier abgedruckt. Im Folgenden lesen Sie seine mail vom 15. April 2003.

Lieber Herr Vernazza

 

SARS wird in Singapur immer mehr zur "Nebensache". Das heisst nicht, dass keiner

mehr drüber spricht, oder dass die Zeitungen nicht darüber berichten. Aber irgendwie

macht alles den Eindruck, als habe sich die Bevölkerung daran gewöhnt und treffe

einige Vorsichtsmassnahmen, aber das war es dann auch schon. 

 

Seit dieser Woche (eine Woche später als geplant) sind die Schulen wieder auf,

Airlines reinigen ihre Flugzeuge noch gründlicher als sonst und einige öffentliche

Veranstaltungen und Aufführungen werden/wurden abgesagt. Aber Gesichtsmasken

sieht man praktisch keine mehr, zumindest nicht im "Central Business District". Am

Flughafen und im Flugzeug gibt es nach wie vor viele, die den Mundschutz für sinnvoll

halten - ich zähle mich dazu. Die Wochenendausgabe der "Straits Times" war vom

Thema "101 Questions about SARS" beherrscht, und das Gesundheitsministerium

schaltet ganzseitige Inserate, die der Aufklärung und Prävention dienen. Die Zollbeamten

haben ein neues Formular eingeführt, auf dem man bei der Einreise den Gesundheitszustand

angeben muss, zusammen mit Flugnummer, Sitzplatz und Telefonnummer in Singapur.

Die Idee dabei ist, dass man potentiell gefährdete Mitreisende auch nach einigen Tagen

noch auffinden, erreichen und unter "Hausarrest" stellen kann, falls bei einem "Sitznachbar"

verspätete Symptome von SARS auftreten.

 

Der Tourismus und die Reiseindustrie sind sicherlich am stärksten betroffen. Singapore

Airlines hat 20% der Kapazität stillgelegt - für eine Airline ist das wahnsinnig viel. Die

Hotels scheinen auch schlecht belegt zu sein und mein lokaler "Laksa" Verkäufer unten

im Haus klagt auch über schlechte Geschäfte ("Laksa" ist eine chinesische Nudel-

Spezialität).

 

Aber alles in allem herrscht "business as usual", und nach wie vor schätze ich das

Risiko eines Verkehrsunfalls grösser ein als das SARS-Ansteckungsrisiko.

 

Soviel von mir - freundliche Grüsse aus Singapur!

Christoph Moellers

 

siehe auch den Brief vom 6.4.03