Public health Programm zur Kontrolle der Tuberkulose in Indien
Indien hat weltweit die höchste Tuberculose-Prävalenz mit ca einer halben Million Tbc-bedingten Todesfällen pro Jahr. Nun gibt es Hoffnung auf eine effiziente Behandlung.
In dieser Arbeit werden die Ergebnisse eines 1993 revidierten nationalen Programms zur Kontrolle der Tuberkulose vorgestellt. Angriffspunkte waren einerseits die Diagnostik mit Sensibilisierung des medizinischen Personals für die Symptomatik der Tuberkulose, eine standartisierte Vorgehensweise in der Abklärung bei klinischem Tbc-Verdacht, die Qualitätssicherung in der Labordiagnostik, standardisierte Therapieregimes und direkte Ueberwachung der Medikamenteneinnahme(DOTS).
Die Finanzierung erfolgte durch die Regierung und über nationale und internationale Fonds unter Mitwirkung verschiedener indischer Wohltätigkeitsorganisationen. Diagnostik und Therapie sollte für alle kostenlos sein.Das immense Programm umfasste:
– Ca. 3000 Laboratorien wurden besser ausgerüstet- Einsatz von 1500 „Supervisoren“ (Labor / Therapie)
– über 1 Mio gedruckte Behandlungsrichtlinien verteilt
– über 200″000 Personen (100″000 med. Hilfspersonal) ausgebildet
– 43% Abdeckung der gesamten BevölkerungPro Tag (2001) wurden im Rahmen des Programms nahezu 300″000 Patienten ambulant gesehen, 5000 Proben auf Tbc untersucht, 1300 Therapien gestartet.
Alle Untersuchten wurden nach Husten>3 Wochen befragt. Bei Angabe von Husten wurden drei Sputa mikroskopisch auf säurefeste Stäbchen untersucht, bei mind. zwei positiven Sputa Therapiebeginn. Bei mindestens zwei negativen Proben und fortgesetztem Husten nach Applikation eines Breitspektrum-Antibiotikums während 1-2 Wochen wurde ein Thorax-Röntgen durchgeführt und der Betroffene meist einem grösseren Zentrum zur Evaluation zugewiesen.
Die Behandlung der Tbc erfolgte mit einer Viererkombination während zwei Monaten und Zweierkombination während 4 Monaten. Bei Relaps oder Therapieversagen /–unterbruch wurde für die ersten zwei Monate zusätzlich zur Viererkombination Streptomycin gegeben und die Therapie etwas verlängert. Bei nicht schwer Erkrankten mit patholog. Röntgenbild und negativem Sputum oder extrapulmonaler Tbc wurde eine Dreierkombination für zwei Monate und eine Zweierkombination für weitere vier Monate gegeben. Alle Medikamente wurden dreimal/Woche verabreicht. Die Einnahme erfolgte in den ersten zwei Monaten täglich unter Aufsicht (DOT) anschliessend einmal pro Woche.
Die Rate der positiven Sputum-Proben bei behandelten Patienten konnte im beobachteten Zeitraum von <25% auf >55% gesteigert werden. Der Verlauf wurde ein Jahr nach Therapiebeginn bei bisher mehr als 600″000 Pat. evaluiert. Bei 83% wurde die Behandlung als erfolgreich beurteilt, nur 2.5% hatten ein Therapieversagen (definiert als persistierend positives Sputum), bei knapp 10% kam es zu einem Therapieunterbruch.
Alles in allem ein Riesenerfolg, der sicher auch noch der anderen Hälfte der Bevölkerung zugänglich gemacht werden sollte. Nicht nachvollziehbare Rechnungen ergeben Kosten von <40$ pro behandelte Person, <50$ pro geheilte Person sowie <200$ pro verhinderten Todesfall. Als Herausforderungen für die Zukunft werden von den Autoren die Barriere der ländlichen Bevölkerung, einen medizinischen Service überhaupt in Anspruch zu nehmen, das Auftreten von multiplen Resistenzen sowie die zunehmende Zahl von HIV-Infizierten genannt. Letzteres kann ja nun mit Bill Gates‘ Millionen angegangen werden.