Meningokokken in GB häufiger, nicht agressiver

Die Meningokokken-Meningitis ist eine seltene, aber gefürchtete Krankheit bei jungen Menschen. In England hat die Infektion epidemisches Ausmass ereicht. Das Team von David Nadal am Kinderspital Zürich fand heraus, dass nicht genetische Unterschiede für den Unterschied England-Schweiz verantwortlich sind.

Meningokokken werden von Mensch zu Mensch als Tröpfcheninfektion übertragen. Die Bakterien besiedeln den Nasen-Rachen-Raum und verursachen dort kaum Symptome. Bei einigen Personen können die Erreger jedoch vom Nasen-Rachen-Raum durch das Blut ins Gehirn eindringen und dort die schwerste Komplikation, die Meningitis auslösen.

Für den Übertritt ins Gehirn werden Virulenzfaktoren der Keime und Genetische Wirtsfaktoren verantwortlich gemacht. Seit einigen Jahren werden Meningokokken-Meningitiden in Grossbritannien vermehrt beobachtet. Die Inzidenz hat dort den „Epidemie-Level“ (5 Fälle/100″000 Einwohner) erreicht. Es stellt sich daher die Frage, ob in England genetische Unterschiede für die Erkrankungshäufigkeit verantwortlich sind.

Die Kollegen aus Zürich haben eine Beobachtung einer Arbeitsgruppe aus Oxford überprüft. In Oxford und Zürich fanden sich mit verschiedenen Nachweismethoden bei 14 von 26 untersuchten gesunden Kindern aus Oxford Meningokokken im Tonsillen-Gewebe. Nun konnten die Zürcher mit ihrer sorgfältig überprüften und hoch empfindlichen Nachweismethode in keiner von 72 untersuchten Tonsillengeweben von gesunden Kindern aus Zürich Meningokokken finden, obwohl in 81% der Proben Bakterien (bakterielle DNA) nachweisbar waren.

Die sorgfältig durchgeführte Untersuchung erklärt nun die Unterschiede in der Epidemiologie von Meningokokken-Meningitiden in England und der Schweiz. Offenbar werden Meningokokken in England sehr viel häufiger übertragen (häufiges Trägertum). Damit muss man nicht eine geändertes Virulenzverhalten der Bakterien oder andere Wirtsfaktoren für die Migration der Bakterien ins Gehirn verantwortlich machen.

Quelle: Greiner et al. J Clin Micro 2002; 40, 3917-21

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