Pocken und Bioterror: Schützt die alte Impfung noch?
1976 hat die WHO Pocken als ausgestorben erklärt. Seit dem 11. September herrscht insbesondere in den USA Angst vor einem Terrorangriff mit Pockenviren. Nicht so gefährlich, meint eine neue Studie aus Chapel Hill…Weltweit haben (offiziell) noch zwei Labors einige Virusstämme des Pockenvirus unter Hochsicherheitsbedingungen in Tiefkühltruhen gelagert. Nun herrscht wieder Angst, dass die Pockenviren plötzlich im Rahmen eines Terroranschlages als feines Pulver in der Luft verbreitet würden. Dies hätte fatale Folgen, sind doch alle Personen unter 30 Jahren nicht mehr gegen Pocken geimpft. Die Pockenimfpung erfolgte mit einem sogenannten Vaccinia-Virus, einem dem Pockenvirus verwandten Kuh-Pockenvirus. Wenn man heute bei früher Geimpften nach Antikörpern sucht, findet sich meist keine (humorale) Antikörper-Antwort. Daher vermutete man bisher, dass die Bevölkerung im Falle eines Bio-Terrorangriffs hilflos dem Pockenvirus ausgesetzt wäre. Die USA haben für ihre Bevölkerung bereits Pockenimpfstoff für 160 Mio. Menschen bestellt! In einem Letter to the editor berichtet nun Mohammed Garba aus der Laborgruppe von Jeff Freilinger in Chapel Hill von ihren Untersuchungen zur zellulären Immunität bei früher Geimpften. Da einige Labors noch heute mit Vaccinia-Virus arbeiten, sind die dort angestellten Personen gegen Vaccinia-geimpft. Nun findet sich bei diesen geimpften Personen eine sehr starke zelluläre Immunantwort. Diese zelluläre – für die Abwehr einer Virusinfektion wichtige – Immunantwort war aber auch bei Personen, bei denen die Pocken-Impfung mehr als 35 Jahre zurück liegt, völlig intakt (siehe Abbildung). Das dürfte heissen, dass die über 30-j. Bevölkerung wohl nicht so dringlich gegen Pocken zu impfen ist und dass die bestellten 160 Mio. Impfdosen wohl nicht vollständig in den USA Verwendung finden werden. Letter to the editor, NEJM, 5. Sept. 02