Prophylaxe opportunistischer Infektionen in der HAART-Ära

Die antivirale Therapie führt zur Verbesserung der Immunlage. Wie lange ist die Primär- oder Sekundär-Prophylaxe von opportunistischen Infektionen dann unter einer potenten antiviralen Therapie noch nötig?

Seit Jahren hat sich die Strategie der Primär- und Sekundärprävention bei AIDS-Erkrankten etabliert. Mit der Möglichkeit durch eine intensivierte Therapie die Immunlage des Patienten zu verbessern wurden opportunistische Infektionen zu therapierbaren Krankheiten. Zunehmend stellt sich jetzt die Frage, ob Dauertherapien nach opportunistischen Infektionen noch erforderlich sind, da eine CD4-Zellzahl über 200/ul nach 6 Monaten ART ein niedrigeres Risiko einer opportunistischen Infektion mit sich bringt.

H. Furrer et al. von der Schweizer Kohortenstudie gibt einen Überblick über die aktuellen Empfehlungen. Die CD4-Lymphozyten-Zahl gilt als Indikator für das Risiko opportunistischer Infektionen. Es besteht eine enge Korrelation zwischen Anstieg der CD4 Zellen und Abfall des Risikos opportunistischer Infekte. Die absolute Zahl (Werte >200/ul) wird häufiger benützt, obwohl die prozentuelle Angabe (Werte >14%) verlässlicher wäre.

Diese Werte sind nicht als strenge Grenzwerte zu sehen, sondern müssen je nach Patienten und dessen Anamnese angepasst werden. Bisher gibt es nur wenige randomisierte kontrollierte Studien. Aufgrund der geringen Inzidenz opportunistischer Infektionen ist die Power der Studien auch zu gering, um signifikante Unterschiede zu zeigen. Informationen zu Sekundärprophylaxe sind noch spärlicher. Der gemeinsame Konsensus ist derzeit, die Empfehlung bei Sekundär- und Primärprophylaxe gleich zu halten.

CMV
Beendigung der Sekundärprophylaxe bei CD4-Zellzahl über 100-150/ul unter ART. Entscheidung in Rücksprache mit dem behandelndem Ophthalmologen bei Augenbeteiligung.

MAI
Sekundärprophylaxe mit neueren Makroliden in Kombination mit Ethambutol. Sie kann gestoppt werden bei asymptomatischen Patienten nach 12-monatiger Therapie und CD4-Zellzahl > 100/ul über 6 Monate. Zusätzliche Daten sind jedoch erforderlich.

Cryptococcen
Daten liegen nur als Abstracts oder Case reports vor. Die Beendigung der Sekundärprophylaxe scheint bei ausgesuchten Patienten durchführbar. Die CD4-Zellzahl sollte über 6 Monate über 100-200/ul liegen, die Initialtherapie sollte beendet sein und keine Symptome der Kryptokokkose vorliegen.Eine vorläufige Analyse der European joint cohort analysis scheint dies zu unterstützen

Pneumocystis carinii
Sekundärprophylaxe kann sicher beendet werden, wenn die CD4-Zellen innerhalb von 3 Monaten über 200/ul liegen unter ART.

Toxoplasma gondii
Aufgrund der schlechten Verträglichkeit der Dauertherapie besteht ein erheblicher Druck nach baldiger Beendigung der Therapie. Jedoch werden zusätzliche Studien benötigt , um die Sicherheit zu testen. Im Fall der Beendigung sind engmaschige klinische und radiologische Kontrollen erforderlich. Eine Beendigung kann in Erwägung gezogen werden bei einer CD4-Zellzahl über 200 Zellen /ul über 6 Monate unter ART , einer abgeschlossenen Initialtherapie und fehlenden Symptomen einer Toxoplasmose.

Weitere Informationen unter www.Hivatis.org