HIV-Assembly: Abhängig von menschlichem Enzym

Die Neuentdeckung eines menschlichen Enzyms, welches für die Vermehrung von HIV notwendig ist, ist ein grosser Schritt weiter im Verständnis der HIV-Replikation und öffnet möglicherweise neue Tore zur Entwicklung antiviraler Medikamente.Jedes Virus manipuliert seine Wirtszelle so, dass diese – ausgehend von der viruseigenen Erbsubstanz – Viruseiweisse und daraus neue, infektiöse Viren produziert. Bei der Übersetzung von Viruserbsubstanz auf die HIV-Eiweisse (Translatiion) wirken zahlreiche Enzyme der Wirtszelle mit. Diese Enzyme werden in der sog. post-translationellen Phase zu fertigen Viren zusammengefügt (sog. Assembly).
Sensationelle Neuentdeckung
Eine Gruppe der San Franzisko Universität (UCSF) hat nun erstmals gezeigt, dass auch ein wirtseigenes Protein beim Virus-Assembly benötigt wird. Es handelt sich dabei um ein ATP-bindendes Protein, das HP68. Die bisher bekannte Funktion des Proteins ist die Hemmung des RNA-Abbaus (RNase L inhibitor). Bei der HIV-Vermehrung wird die Produktion dieses wichtigen Enzyms aktiv stimuliert (aufreguliert). Beim Virus-Assembly wird es benötigt, damit sich über 1500 HIV-Proteine in eine funktionstüchtige Kapsel zusammenfügen.
Neuer Ansatz für HIV-Medikament?
Solche Entdeckungen können längerfristig wichtig sein für die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von HIV. Die bisher verfügbaren antiviralen Medikamente sind immer gegen viruseigene Enzyme gerichtet. Das reduziert grundsätzlich das Nebenwirkungspotential eine Therapie. Die Kehrseite ist jedoch, dass sich das Virus durch Mutationen schnell anpasst und resistenz werden kann. Resistenzentwicklung wird weniger befürchtet, wenn ein wirtseigenes Protein, das für die HIV-Vermehrung unbedingt notwendig ist, blockiert wird. Natürlich kann ein solches Medikament nur funktionieren, wenn nicht lebensnotwendige Funktionen der HIV
Zimmermann et al. Identification of a host protein essential for assembly of immature HIV-1 capsids. Nature 2002;415:88-92