Pandemie: „Social Distancing“ wichtiger als Tamiflu

Die Vorbereitungen auf die Grippe umfasst verschiedene Standbeine. Eine Gruppe aus Texas unterstreicht mit Daten aus der Spanischen Grippe 1918 den Wert der guten Vorbereitung.

Das BMJ berichtet in seiner Ausgabe vom 30. Juni 2007 vom Bericht der Texanischen Gruppe anlässlich des Internationalen Health Technology Kongress Ende Juni in Barcelona.

Die Gruppe unter der Leitung von James LeDuc der University of Texas ging der Frage nach, weshalb während der Spanischen Grippe die US-Stadt St. Louis deutlich weniger von der Grippe betroffen war als Philadelphia (s. Grafik). Die Autoren kamen zum Schluss, dass die Entschlossenheit der zuständigen Stellen im Gesundheitsamt und das rasche Handeln die entscheidenden Vorteile in St. Louis waren.

Am 5.10.1917 wurde der erste Grippefall in St. Louis diagnostiziert. am 7. 10. schon wurden Massnahmen beschlossen, so unter anderem die Schliesung der Schulen, Theater, Dancings und alle weiteren öffentlichen Orte, wo Menschen zusammenkamen.

Im Gegensatz dazu verstrichen iin Philadelphia zweieinhalb Wochen bis zu den ersten Massnahmen (17. Sept erster Fall, 3. Oktober Massnahmenpaket veröffentlicht). Schlimmer noch, in Philadelphia wurde am 28. September eine stadtweite Parade durchgeführt.

Die genannten Aussagen treffen auch auf andere untersuchte US-Städte zu. Die Englische Gruppe um Fergusson und Anderson haben kürzlich mit mathematischen Modellen genau dieselben Konsequenzen vorausgesagt. Damit soll nicht gesagt sein, dass Medikamente und eine präpandemische Impfung niemals notwendig sein werden, doch einmal mehr wird sehr schön vor Augen geführt, dass bei einer Grippe-Pandemie die Prävention der Übertragung selbst oberste Priorität haben muss.

Die Vorbereitungen des Bundes mit einer präpandemischen Impfung gegen H5N1 ist damit nicht hinfällig. Der Prä-pandemische Impfstoff soll die Bevölkerung lediglich gegen schwerste Folgen einer Pandemie mit einem hoch virulenten H5N1-Influenza Stamm schützen. Die seltenen Fälle der H5N1-Infektionen beim Menschen in den letzten Jahren (s. aktueller Stand) sind glücklicherweise noch nie von Mensch zu Mensch übertragen worden. Doch diejenigen Personen, welche (nach direktem Kontakt mit Geflügel) krank wurden, sind schwer erkrankt; mehr als die Hälfte ist daran verstorben (s. Bericht: Letalität nach wie vor hoch). Der Impfstoff soll genau gegen diesen schweren Verlauf schützen.

Das eine Tun, das andere nicht lassen dürfte somit eine weise Empfehlung für die Pandemievorbereitung sein.

 Quelle: Smith B, BMJ, 30.6.2007