Weltweite Vorbereitung auf Influenza-Pandemie

Die Influenza-Pandemie stellt eine globale Bedrohung dar. Es ist daher zwingend, dass wir das Problem auch global angehen. Am 6.März 06 lädt die WHO wiederum zahlreiche Experten nach Genf ein, um den sog. Containment-Plan zu optimieren.

Die gegenwärtige Lage
Die WHO hat die Bedrohungslage durch die Influenza in 6 Phasen eingeteilt. Zur Zeit sind wir in der Pandemiephase 3 (s. Pandemiephasen). Das heisst, dass nur vereinzelte Fälle von Vogel-zu-Mensch übertragung vorkommen aber keine Mensch-zu-Mensch Übertragung beobachtet wird. Sollte letzters Auftreten, spricht die WHO je nach Grösse des Ausbruches von einer Phase 4 oder Phase 5. Mit Phase 6 wird dann eine Pandemie, d.h. eine weltweite Verbreitung der Influenza mit einem neuen Virusstamm beim Menschen gesprochen.

Containmentplan
Damit es gar nie so weit kommt, will die WHO alles daransetzen, in einem Phase-4 Ausbruch durch rasches und gezieltes Eingreifen (sog. Containment) die weitere Übertragung des Virus zu verhindern. Die Hauptaufgabe beim Containement ist die Abgabe von genügend Tamiflu an alle Personen, die in der grösseren Region um den lokalen Ausbroch wohnen. Mit einer rechtzeitigen präventiven Behandlung der Umgebung (sog. Ringprophylaxe) könnte eine weitere Übertragung der Infektion verhindert werden. Mindestens wüsste man dann, dass das Virus das Potential hat, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen und man würde Zeit für die gezielte Impfstoffproduktion gewinnen. Natürlich würde ein zweiter Ausbruch nicht lange auf sich warten lassen, aber die gewonnene Zeit könnte entscheidend sein.

Drei Voraussetzungen sind notwendig, damit dieser Plan überhaupt funktionieren kann:

  1. Ein Ausbruch muss rechtzeitig erkannt werden
  2. Es muss genügend Tamiflu zur Verfügung stehen
  3. Tamiflu muss vor Ort rasch verteilt werden

Punkt 1 und 3 sind die grossen Herausforderungen für die WHO. Dank einer grosszügigen Spende der Firma Roche, hat die WHO genügend Tamiflu-Reserven, um 3 Millionen Menschen sofort mit Tamiflu zu versorgen (s. WHO 24.8.05). Gemäss einer weiteren Mitteilung der WHO vom 17.1.06 hat Roche dieses Geschenk nun noch um weitere 2 Millionen Behandlungen ergänzt.Nun geht es vor allem noch um die rechtzeitige Verteilung dieser Medikamente am Ort des Geschehens.

Am 27.1.06 hat die WHO einen provisorischen Aktionsplan für das Containment vorgestellt (s. unseren Bericht). Dabei steht eben die Frage im Zentrum, wie ein solcher Ausbruch möglichst rasch detektiert werden kann und die logistische Aufgabe der Behandlung von 3 Millionen Menschen bewältigt werden soll. Die Medikation sollte nämlich gemäss mathematischen Modellrechnungen (s. Beitrag: "Wir sind nicht ohne Schutz".) innert 18 Tagen verteilt sein, ein logistisch nicht leichtes Unterfangen, insbesondere wenn dies eine Region wie Afrika treffen würde, wo geeignete Massenmedienmittel fehlen.

Mindestens so problematisch dürfte auch die rechtzeitige Diagnose der Infektion sein. Auch hier sind wir angewiesen auf ein gut funktionierendes Labornetzwerk, welches jeden beliebigen Fall einer H5N1-Influenza weltweit innert kürzeter Frist entdecken kann. Dazu ist auch die neu von der WHO entwickelte PCR-Methode besonders wichtig. Die Evalution dieser PCR, welche es in einem Schritt erlaubt, eine H5N1 Diagnose zu stellen wurde am 2.3.06 online publiziert (Ng et al, BioMedCentral, 2006). Die Methode ist um einen Faktor 10-100 empfindlicher als die bisherige Standardmethode und hat eine praktisch 100% Spezifität. Damit haben wir eine sehr effiziente Labormethode zur Hand. Doch auch wenn die technischen Fragen gelöst scheinen, die logistischen Aufgaben (rechtzeitiges Erkennen von Verdachtsfällen, rasche Einleitung der Diagnostik, Umgebungsuntersuchungen) sind besonders auf dem Afrikanischen Kontinent schwierig. Solche und ähnliche Fragen werden die Experten am WHO-Meeting vom 6.3.06 vorwiegend beschäftigen.