Endlich: Neues Malaria-Medikament

Angesichts der zunehmenden Resistenzentwicklung ist es bedrohlich, dass die Industrie kaum noch Malaria-Mittel entwickelt. Ein neues Medikament könnte hier einen Wandel markieren. Das NEJM berichtet beeindruckende Resultate.Malaria – Eine Krankheit der andern….
Jährlich erkranken rund 200 Mio Menschen an Malaria und eine halbe Million Kinder stirbt daran (WHO). Doch über 90% dieser Erkrankungen sind in der Subsahararegion. Also bei „den anderen“. Kaum Anlass für ein grosses Forschungsprogramm.

Doch in den letzten Jahr(zehnt)en hat sich das Bewusstsein, nicht zuletzt auch durch den Global Fund against AIDS, Malaria and Tuberculosis gewandelt. Vor gut zehn Jahren hat die WHO ein neues Medikament zun notwendigen Arsenal hinzugefügt: Die aus der Artemisia (Beifuss) gewonnene und dann synthetisch hergestellten Substanz Artemisin ist heute auch bei uns eine zentrale Substanz zur Behandlung der schweren Malaria.Doch die Entwicklung von weiteren Medikamenten geht zögernd voran.

Resistenzentwicklung gegen Artemisin
Doch die Malaria-Erreger haben bereits in dieser kurzen Zeit Resistenzmechanismen entwickelt, sodass in Südostasien bereits der Behandlungserfolg mit Artemisin eingeschränkt ist. In derselben Ausgabe des NEJM wird über die zunehmende Resistenzentwicklung gegen Artemisin berichtet (s. Abb). Bei diesen bisher beobachteten Fällen mit der Resistenzmutation sind verlängerte Kombinationstherapien noch wirksam. Doch auch dies dürfte sich rasch ändern. Im Editorial des Heftes wird auch auf Möglichkeiten eingegangen, um die Verbreitung von resistenten Keimen zu verhindern.

Eine neue Substanzgruppe in Sicht
Nun haben Forscher aus Thailand und von Novartis eine erste Phase 2 Studie mit einem synthetischen Spiroindolone im NEJM publiziert. Die hier beobachtete deutliche Wirksamkeit der neuen Substanz bei knapp 20 Patienten war wohl der Grund, dass das NEJM diese Arbeit aufnahm.

Rasche Wirksamkeit
Eindrücklich bei diesen Versuchen war die ausgesprochen rasche Wirksamkeit. Spiroindolon_Clearance_NEJM14Eine Stunde nach Einname der ersten Dosis (30mg 1xtäglich) war die Parasitenzahl im Blut halbiert (Abb. re). Bei der Hälfte der Probanden fand sich 12 Stunden nach der ersten Dosis kein Parasit mehr im Blut (6/10 P.vivax, 5/11 P. falciparum). Dieser rasche Wirkungseintritt ist sicher beeindruckend. Selbst unter Artemisin erreichen weniger als 1% der Behandelten nach einer Stunde eine Halbierung der Parasitenzahl.
Die Nebenwirkungen der Behandlung (3 tägliche Dosen) waren insgesamt mild. Zwei Drittel der Behandelten klagte über Übelkleit. Vielleicht ist dies auch eine Reaktion auf den raschen Parasitenzerfall im Blut, ähnlich wie bei der Syphilis-Therapie.

Malaria bleibt ein globales Problem
Doch die Entwicklung von wirksamen, neuen Substanzen gegen Malaria wird nicht alleine zum Ziel führen. Es ist offensichtlich, dass jeder Einsatz von neuen Substanzen die Resistenzentwicklung zur Folge hat. Randall Packard beschreibt in seinem „packenden“ Perspective-Artikel die Geschichte der Resistenzentwicklung gegen Antimalariamittel. Bereits die Resistenz gegen Chloroquine, begann 1957 in Südostasien. Der Editorialist beschreibt sehr eindrücklich, wie der Einsatz von Medikamenten, aber insbesondere soziodemografische Faktoren die Ausbreitung von resistenten Malariaerregern beeinflussen. Die WHO hat schon immer gewarnt, dass Artemisin in Endemiegebieten nur in Kombination mit anderen Malariamitteln eingesetzt werden sollte. Die WHO hat leider – wie wir sehen – mit ihrer Warnung Recht behalten. Und letztenldich werden wir die Malaria global wohl nur mit einer gut wirksamen Impfung in den Griff bekommen.