20. Dezember 2013

Neue Hepatitis C-Medikamente in den USA zugelassen

Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat innert 2 Wochen gerade 2 neue Medikamente zur Behandlung bei chronischer Hepatitis C zugelassen: Simeprevir  (25.11.13) und Sofosbuvir (6.12.13)

Simeprevir (SMV), 150mg Tabletten

Simeprevir ist ein einmal täglich oral verabreichter „second wave“ 1. Generations-Proteasehemmer. SMV ist wirksam bei HCV-Genotyp 1 und 4. Die Zulassung erfolgte aufgrund von 5 Studien, wobei >2’000 Personen mit chronischer Hepatitis C mit SMV behandelt wurden. Hauptsächlich wurden Patienten mit HCV-Genotyp 1 untersucht, sowohl Therapie-naive als auch Therapieversager auf PegInterferon (PegINF) + Ribavirin (RBV). Die 3er-Kombination SMV + PegINF + RBV führte bei 80% der Patienten (Therapie-naive und Relapser) zu einer Heilung. 90% der Patienten konnten die Behandlung verkürzen. Die Verträglichkeit von Simeprevir war gut (deutlich besser als jene der bisher in der Schweiz zugelassenen HCV-Proteasemmern Boceprevir und Telaprevir). Die häufigsten Nebenwirkungen waren Hautausschläge, Juckreiz, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit. Patienten wird deshalb empfohlen, Sonnenschutzmaßnahmen während der Behandlung mit Simeprevir zu verwenden.

Der Einsatz von SMV wird voraussichtlich so aussehen:

  • GT 1 (+4): SMV + PegINF + RBV x 12 Wochen, gefolgt von 12 Wochen PegINF + RBV
  • wenn HCV-RNA bei Wo 4 >25 IU/ml oder bei Wo 12 nachweisbar, Therapieabbruch oder Verlängerung der PegINF/RBV-Behandlung

Sofosbuvir (SOF), 400mg Tabletten

Sofosbur ist ein einmal täglich oral verabreichter Nukleotidanalog-Polymerasehemmer. Sofosbuvir ist wirksam bei HCV-Genotyp 1, 2, 3 und 4. Bisher wurde knapp 3’000 Patienten mit Sofosbuvir behandelt. Die Zulassung erfolgte v.a. aufgrund von 4 Phase-3 Studien (NEUTRINO, FISSION, POSITRON und FUSION) bei denen eine 12- bzw. 16-wöchige Behandlung mit Sofosbuvir in Kombination mit entweder RBV+PegIFN oder RBV alleine untersucht wurden. In der NEUTRINO-studie wurde mit SOF + PegIFN + RBV bei therapie-naiven Patienten mit Genotyp 1, 4, (5 oder 6) nbehandelt. Die Studie zeigte, dass eine SOF-basierte Therapie historischen Kontrollen überlegen war und dies bei deutlich verkürzter Therapie von nur 12 Wochen! In 3 Studien bei Patienten mit Genotyp 2 oder 3 wurde SOF nur zusammen mit Ribavirin (also ohne Peginterferon)  untersucht. Es zeigte sich eine sehr gute Wirksamkeit bei HCV-Genotyp 2, hingegen bei einer 12-wöchigen Therapie eine etwas entäuschende Heilungschance bei Gt 3. In der VALENCE-Studie wurden Patienten mit einer HCV-Genotyp 3 während 24 Wochen mit SOF + RBV behandelt. 84 Prozent der Patienten erreichten einen SVR12. Das Verträglichkeitsprofil von Sofosbuvir scheint sehr gut zu sein, die in den Studien dokumentierten Nebenwirkungen (Müdigkeit, Kopfschmerzen, Uebelkeit, Schlaflosigkkeit, Anämie) sind wohl hauptsächlich durch die Begleitmedikamente (PegINF, RBV) bedingt. Medikamenteninteraktionen mit Sofosbuvir sind viel weniger zu erwarten als mit Telaprevir, Boceprevir oder auch Simeprevir. P-gp-Induktoren (z.B. Rifampicin, Johanniskraut) können die Sofosbuvir-Spiegel aber signifikant vermindern und sollten nicht gleichzeitig gegeben werden.

Der Einsatz von SOF wird voraussichtlich so sein:

  • Gt 1 + 4: SOF + PegINF + RBV x 12 Wochen
  • GT 2: SOF + RBV x 12 Wochen
  • Gt 3: SOF + RBV x 24 Wochen

Bemerkung:

Simeprevir und Sofosbuvir sind aktuell weder in der Schweiz noch in der EU zugelassen. Auch der Preis ist noch offen. Die Kombination von Simeprevir und Sofosbuvir ist  interessant. Damit lässt sich für Patienten mit Genotyp 1 eine Interferon-frei Kombination zusammenstellen für Interferon-Nonresponder oder Patienten mit Kontraindikation für Interferon. Die COSMOS-Studie (n=168, Metavir F0-2; Lawitz et al., CROI 2013) hat das untersucht und die Resultate sind vielversprechend. Die Erfahrung ist aber noch sehr limitiert.