HIV-Therapie auch für Non-Progressoren?

Im Moment wendet sich das Pendel in Richtung HIV-Therapie auch bei "guten" CD4-Werten. Neu stellt sich die Frage, ob auch sogenannte "Elite-Controllers" von einer Therapie profitieren würden.

Wir wissen, dass sehr wenige infizierte Personen auch ohne Therapie das HIV-Virus mit ihrem eigenen Immunsystem sehr gut unter Kontrolle haben. Wir sprechen von sog. "Long-term-non-progressoren" oder von "HIV-controllers". Typisch dabei ist, dass bei diesen Personen die Viruskonzentration im Blut tief ist und dass die die CD4-Helferzellen auf hohem Niveau stabil sind oder nur sehr langsam abfallen. Darunter gibt es noch eine Untergruppe von Personen, bei denen sich überhaupt kein Virus nachweisen lässt, sogenannte *Elite-Controllers".

In den letzten Jahren haben wir aber gelernt, dass ein grosser Teil der Schäden, welche das HIV anrichtet, durch die Aktivierung des Immunsystems zustande kommen. Und einige Studien zeigen auch, dass HIV-controllers und sogar "Elite-Controllers" im Vergleich zu behandleten Patienten eine erhöhte Aktivierung des Immunsystems aufweisen.

CD4-Zellen von HIV-Controllers profitieren von einer Therapie
Nun ist eine Studie des NIH der Frage nachgegangen, ob auch diese Personen allenfalls von einer Therapie profitieren könnten. Es wurden 56 "Controllers" und sogar 6 "Elite-Controllers" mit HAART behandelt. Als Behandlungsziel wurde der Verlauf der CD4-Zellen benutzt. Interessanterweise hatten diese Personen unter der Therapie einen signifikanten Anstieg ihrer Helferzellen, selbst die 6 Elite-Controllers!

Sollen sich nun gleich alle "Controllers" behandeln lassen
So schnell sollte es wohl nicht gehen. Bevor wir zu diesem Schritt schreiten, müssten wir sicher sein, dass die möglichen Langzeitschäden einer Behandlung geringer sind als die Schäden einer gut kontrollierten HIV-Infektion. Sicher wird es für die Betroffenen einfacher sein, das Leben ohne Therapie zu gestalten als sich mit der regelmässigen Medikamenteneinnahme auseinander zu setzen. Doch mindestens erinnert das Beispiel daran, dass die Aktivierung des Immunsystems auch bei tiefer Viruslast noch vorkommt und vermutlich der Grund für die langsame Zerstörung der CD4 Zellen ist. Gut zu wissen, dass auch diese sehr langsam fortschreitende Schädigung allenfalls durch eine Therapie gestoppt werden kann.

Quelle: Okulicz et al, CID 2010;50:1187-91