Woher kommt die „Schweinegrippe“? Von Aliens, Managern und Miss Piggy

Die Pharmafirmen haben das pandemische Influenzavirus H1N1v konstruiert und freigesetzt, um Impfstoffe verkaufen zu können und damit meinem Gewinneinbruch in Zeiten der Wirtschaftskrise entgegenzuwirken. Die Pandemie ist ein abgekartetes Spiel zwischen Wirtschaft und internationalen Behörden. Stimmt das? Eine kurzes, wissenschaftliches Argumentorium.

 

Woher kommt das „Schweinegrippevirus“?
Dies scheint klar: von Schweinen, aus Mexiko! Logisch.

Doch wie kam das pandemische Influenzavirus H1N1v in eben diese Sau in Mexiko? Hier scheiden sich die Geister, und Verschwöhrungstheoretikern sind Tür und Tor geöffnet. Um es vorweg zu nehmen: extraterrestrische Mächte sind nicht Schuld an der „Scheinegrippe“! Im neuesten Virology Journal erschien nun ein Artikel, welcher die mögliche Herkunft des Virus zu ergründen sucht. Und damit auch unangenehme Fragen aufwirft.

Die Fakten sind:

  • das pandemsiche Influenzavirus H1N1v enthält mehrere Gene, welche porcinen („schweinischen“) Ursprungs sind. Es ist ein sogennantes „reassortant virus“ (d.h. aus Genen verschiedenen Ursprungs zusammengesetztes Virus).
  • das H1N1v Virusgenom ist „global“: die am nächsten genetische verwandten Gensequenzen finden sich in Influenzaviren isoliert in Nordamerika, Europa (aber nicht Nordamerika), oder Asien vor 9-17 Jahren.
  • die direkte Quelle des H1N1v-Virus ist unklar, d.h. es ist unbekannt, wann und wo die verschiedenen Gene sich zu dem neuen H1N1v-Virus „zusammengefunden“ haben.

 

Dieser letzte Punkt öffnet das Feld für Spekulationen. Gibbs et al. stellen zwei Hypothesen auf, welche beide nicht von der Hand gewiesen werden können:

  1. das Virus hat sich über die Zeit im Schwein re-assortiert und europäische/asiatische Schweineviren kamen im Wirt durch den globalen Handel nach Amerika.
  2. das Virus ist ein Konstrukt aus einem Forschungslabor und wurde durch eine Unachtsamkeit in die Umwelt freigesetzt.

Für die erste Variante spricht, dass die „Europa“-stämmigen Gensequenzen unbemerkt in Amerika zirkulieren konnten und damit ein Re-assortant möglich war. Da die Influenzaviren bei Schweinen nicht systematisch untersucht und dokumentiert werden, ist dies möglich. Das Virus hätte dazu die letzten 17 Jahre Zeit gehabt. Diese Hypothese setzt aber auch voraus, dass Quarantänemassnahmen, welche für den internationalen Tiehandel gelten, möglicherweise nicht konsequent genug angewandt wurden.

Die zweite Hypothese würde das „Zusammenwürfeln“ von Genen aus der ganzen Welt einfach durch Menschenhand erklären, und stellt uns vor unangenehme Fragen bezüglich der Sicherheit unserer Forschungseinrichtungen. Dass diese sehr sicher sind, aber nicht 101%, zeigt der Fall eines Maul-und-Klaueseuchen Ausbruchs im UK 2007, welcher durch ein Leck der Abwasseranlage einer Impfstoffabrik verursacht wurde. Stark dagegen aber spricht (und dies wird auch von den Autoren unterschlagen), dass Forschungseinrichtungen die Gensequenzen „ihrer“ Viren der Forschergemeinschft in Gendatenbacken zugänglich machen – und das H1N1v-Virus war dort nicht erfasst. Kritiker werden nun anmerken, dass eine Person, welche das Virus absichtlich freisetzen wolte, dieses nicht vorgängig publizieren würde. Mag sein, doch diese Hypothese ist gänzlich aus der Luft gegriffen, denn die Impfstoffproduktion (und der finanzielle Gewinn) wäre durch die Freisetzung eines Virus gefährdet durch den nicht abzuschätzenden Arbeitsausfall durch erkrankte Mitarbeiter.

Somit bleibt es unklar, wann und wo sich das Virus „zusammengesetzt“ hat. Einige Schlussfolgerungen müssen aber aus der Pandemie 2009 gezogen werden:

  • es braucht ein konsequenteres Screening von Schweinen (auch oligo- oder asymptiomatischen), um die Verbreitung verschiedener porciner Virenstämme besser zu monitorisieren
  • die konsequente Umsetzung der bereits vorhandenen Laborsicherheitsstandards muss weiter implementiert werden
  • Forschungsergebnisse sind möglichst rasch allen Beteiligten und INteressierten zugänglich zu machen
  • Forschung und Monitoring von Infektionserkrankungen darf nicht dem Spardruck zum Opfer fallen.

Quelle: Gibbs et al., Virology Journal 2009