HIV-Infektiosität: Asymptomatische STDs irrelevant!

Die Schweizer Stellungnahme zur HIV-Infektiositaet unter einer effizienten Therapie haben zu vielen Diskussionen gefuehrt. Aber auch zu vielen falschen Interpretationen.Eine der falschen Interpretationen des Positionspapiers der Eidgenössischen Kommission für AIDS-Fragen (EKAF) betrifft die Frage der Geschlechtskrankheiten. Die EKAF hat in Ihrer Stellungnahme die Vorlage der Fachkommission Klinik und Therapie HIV/AIDS genau zitiert: Die Möglichkeit eines erhöhten Übertragungsrisikos wird eingeräumt beim Vorliegen von Geschlechtskrankheiten (STDs). Nun haben aber bereits einige Kreise gefordert, dass nun alle Personen unter einer effizienten Therapie auf asymptomatische Geschlechtskrankheiten untersucht werden sollten.

Dies war aber nicht die Absicht der EKAF. Die EKAF hat bewusst nur symptomatische Geschlechtskrankheiten als möglichen Grund für eine allfällige Erhöhung eines HIV-Transmissionsrisikos eingeräumt. Eine soeben erschienene australische Studie bestätigt diese Position: Untersucht wurden zwar nur neun Patienten mit einer asymptomatischen Geschlechtskrankheit, doch das ist für eine solche Untersuchung recht viel.

Der Ablauf der Untersuchung
Insgesamt wurden 119 HIV-infizierte Männer untersucht. Ein Teil davon war unter einer seit mindestens 12 Monaten wirksamen HIV-Therapie, (45 mit Protease-Hemmer, 36 mit NNRTI) und 38 waren ohne Therapie. Alle Patienten unter Therapie hatten weder im Blut noch im Sperma nachweisbares HIV-Virus (RNA-PCR). Alle Patienten wurden auf symptomlose Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien untersucht). Insgesamt fand sich bei 9 (8%) Patienten (5 unbehandelt) eine Geschlechtskrankheit. In allen Fällen unter Therapie fand sich keine Erhöhung der HIV-Viruslast aber auch bei den unbehandelten Patienten schien der Nachweis von asymptomatischen Geschlechtskrankheiten keinen Einfluss auf die Viruslast im Sperma zu haben. Interessanterweise war die Häufigkeit von STDs bei der HIV-behandelten Gruppe signifikant kleiner (5% vs. 14%).

Es bleibt dabei: Kein Screening auf (asymptomatische) Geschlechtskrankheiten
Diese Studie ist die sicher grösste Studie, in der die Frage des Einflusses von asymptomatischen Geschlechtskrankheiten unterscucht wurde. Sie zeigt sehr eindrücklich was schon epidemiologisch bekannt war: Geschlechtskrankheiten haben nur dann einen Einfluss auf eine HIV-Infektiosität, wenn sie auch zu spürbaren (symptomatischen) Symptomen einer Entzündung der Schleimhaut führen. Somt ist dem Statement der EKAF nichts beizufügen: Die Gültigkeit des Statements wird beim Vorhandensein von symptomatischen Geschlechtskrankheiten eingeschränkt, nicht aber bei symptomlos verlaufenden Infektionen. Somit ist auch ein Screening auf asymptomatische Infektionen nicht notwendig.

Quelle: Chan DJ et al, Curr HIV Res, 2008; 6:138-42