Hepatitis B: eine lesenswerte Übersicht

In den letzten 10 Jahren ist unser Verständnis der Hepatitis B rasant verbessert worden. Ein Review im NEJM von Ganem und Prince fasst unser heutiges Wissen ausgezeichnet zusammen. Eine empfehlenswerte Lektüre für Infektiologen und infektiologisch interessierte Kollegen.

Das Hepatitis B Virus zeigt verschiedene interessante Aspekte, welche in diesem Artikel im NEJM vom 11. März 2004 schön zusammengefasst sind. Schon der Replikationszyklus von HBV verdient besondere Aufmerksamkeit. HBV ist zwar ein DNA-Virus, doch seine DNA ist in der Virushülle „unvollständig“. Die DNA muss zunächst in eine kovalent geschlossene, zirkuläre DNA (cccDNA) umgewandelt werden. Dieser Prozess geht über einen Zwischenschritt, der eine virale reverse Transkription eines Teils des Virusgenoms braucht.

 

Ist die cccDNA einmal entstanden, können von dieser Form dann die mRNA, die virale DNA und somit infektiöse Viruspartikel gebildet werden.

Der Artikel schildert auch die noch lückenhafte Kenntnis der Immunantwort gegen HBV. Je nachdem, wie viel HBs-Antigen das Virus produziert und wie viele Antikörper gebildet werden, bleibt das HBsAG im Blut detektierbar oder nicht. Eine erfolgreiche Elimination des Virus setzt eine sehr breite zelluläre Immunantwort sowohl mit CD4- wie auch CD8-Lymphocyten voraus.

 

Die Diagnostik der HBV Infektions basiert auf dem (indirekten) serologischen Nachweis der humoralen Immunantwort. Anhand der Immunantwort kann erkannt werden (s. Abbildung) ob eine Infektion abgeheilt ist oder chronisch verläuft.

 

 

Im Zustand der chronischen Infektion ist auch immer HBV-DNA im Blut nachweisbar. Sehr hohe Viruslasten finden sich bei Patienten, bei denen auch das HBe-Antigen nachweisbar ist.

 

 

Therapie der HBV-Infektion

Serologischer Ablauf der HBV InfektionDie Behandlung der Hepatitis B hat in den lezten 10 Jahren rasante Fortschritte durchgemacht. Während vielen Jahren war Interferon die einzige Therapieoption für HBV. Nur 30% der Patienten, welche das Medikament tolerieren, werden aber dadurch geheilt. Interferon bekämpft nicht das Virus selbst, es stimmuliert die natürliche Abwehr des Körpers gegen das Virus.

Mit den neuen virostatischen Medikamenten zur Behandlung der Hepatitis B hat sich die Situation völlig geändert. 3TC war die erste antivirale Substanz, welche gegen HBV eingesetzt wurde. In den letzten 2 Jahren wurden sowohl Tenofovir, wie auch Adefovir, beides Nukleotid-Analoga entwickelt, welche eine hohe antivirale Potenz gegen HBV aufweisen und neuere Substanzen (z.B. Entecavir) werden vermutlich bald ebenfalls eingeführt.

 

Wie wir dies schon bei HIV gelernt haben, müssen nun auch diese Substanzen optimal kombiniert gegen HBV eingesetzt werden, damit die Virusinfektion und somit die Entwicklung zur Leberzirrhose vollständig gestoppt werden können. So bleibt zu hoffen, dass zukünftig Lebertransplantationen immer seltender notwendig sein werden.