Milchsäurebakterien gegen die HIV-Übertragung

Die heterosexuelle Übertragung von HIV ist weltweit am bedeutsamsten. Forscher der Stanford University haben Milchsäurebakterien so verändert, dass sie als "natürliches" Abwehrmittel gegen HIV eingesetzt werden könnten.

Kondome bieten den besten Schutz vor einer HIV-Infektion. Doch Kondome werden weltweit kaum verwendet. Insbesondere in afrikanischen Entwicklungsländern, wo die HIV Infektion am weitesten verbreitet ist, konnten sich Kondome nicht durchsetzen. Insbesondere Frauen sollten eine Möglichkeit erhalten, sich selbst schützen zu können.

Mit diesem Ziel werden vaginale Mikrobizide erforscht. Diese sollten Frauen die Möglichkeit geben, sich vor einem Geschlechtsverkehr wirksam vor einer Infektion zu schützen. Entsprechende Studien laufen (s. auch unseren Bericht).

Eine Forschergruppe der Stanford University hat nun einen ganz alternativen Weg gewählt. Seit langem ist bekannt, dass die in der normalen Vaginalflora vorkommenden Laktobazillen eine Abwehr gegen Viren bilden. Man weiss auch, dass Frauen, die eine Störung der Bakterienflora in der Scheide ein grösseres Infektionsrisiko aufweisen. Die Forscher haben nun ein solches "gesundes" Lactobazillus genommen und haben dem Bakterium noch eine zusätzliche "Waffe" eingepflanzt. Das Bakterium produziert nun noch zusätzlich einen Antikörper, welcher HIV-Viren erkennt, an dessen Rezeptor für die CD4 Zelle (gp120) andockt und damit dem Virus seine Infektiosität raubt.

Die Experimente mit diesem gentechnologisch hergestellten Lactobazillus sind erst im Reagenzglas durchgeführt worden. Dennoch, die sehr ermutigenden Resultate lassen eine sehr einfache Präventionsmassnahme als möglich erscheinen. Da diese Bakterien über längere Zeit in der Vagina verbleiben, könnten sich Frauen – sollte die Massnahme auch tatsächlich vor einer HIV-Infektion schützen – von Zeit zu Zeit (z.B. nach jeder Monatsblutung) wieder eine Kapsel mit dem veränderten Bakterium vaginal einführen. Die Wirkung würde dann lange Zeit anhalten.

Noch ist es ein langer Weg, bis eine solche Methode klinisch eingesetzt werden kann. Doch die Einzigartigkeit dieser Idee einer recht natürlichen Präventionsmethode verdient doch besondere Aufmerksamkeit.

Chang et al, PNAS 2003, online 12. Sept. 03