Coronavirus als SARS-Verursacher

rezeptorSevere Acute Respiratory Syndrom (SARS) ist eine neu aufgetretene potentiell tödliche virale Erkrankung der unteren Atemwege. Eine Hongkonger Gruppe scheint nun den ursächlichen Erreger identifiziert zu haben. In der Publikation werden 50 SARS-Fälle hinsichtlich ihrer Klinik und prognostischer Faktoren beschrieben.

Die Autoren aus Hongkong untersuchten 50 Patienten mit einer SARS-Symptomatik.

Anhand der im respiratorischen Sekret zweier Patienten gefunden Viruspartikel entwickelten die Autoren eine Nachweismethode mittels RT-PCR (reverse transkriptase polymerase chain reaction). Damit konnten in 22/44 Nasopharyngeal-Sekreten und in 10/22 Stuhlproben spezifische virale RNA nachgewiesen werden. In 35/50 Serumproben konnten Antikörper gegen ein neu entdecktes Coronavirus nachgewiesen werden, bei 32/32 Patienten wurde eine Serokonversion nachgewiesen. Coronaviren sind RNA-Viren, welche Erkrankungen beim Menschen und bei Tieren hervorrufen. Z.B. gehört auch das Coronavirus 228E, ein Erreger der „common cold“ zu dieser Gruppe. Die phylogenetische Analyse (Abb.) lässt vermuten, dass der SARS-Erreger von einem tierischen Reservoir auf den Menschen übergegangen ist.

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Abb. Phylogenetischer Stammbaum, aufgestellt durch die Analyse und den Vergleich von AS 646 bp-Fragment des Polymerase-Gens, entsprechend einer partiellen 215 AS-Sequenz (Quelle: Peiris et al. Lancet 2003; vgl. unten).

 

Alle Patienten dieser Studie hatten einen direkten Kontakt mit einem SARS-Patienten (92%) oder eine Reiseanamnese nach Südostchina (8%). Durchschnittlich mussten die Patienten 5 Tage (+/- 2,3) nach dem ersten Auftreten von Symptomen hospitalisiert werden. Klinisch präsentierten sie sich wie folgt:

Symptom

Häufigkeit[%]

Fieber

100

„Frösteln“ oder Schüttelfrost

74

Husten

62

Muskelschmerzen

54

Malaise

50

Rhinorhoe

24

Halsschmerzen

20

Atemnot

20

Diarrhoe

10

 

 

Lymphopenie

68

Leucopenie

26

Thrombozytopenie

40

ALAT-Erhöhung

34

Trotz des obligaten Fiebers fand sich bei 98% keine Leukozytose. Radiologisch zeigte sich oftmals im Krankheitsverlauf eine atypische Pneumonie.

 

Die Therapie umfasste in 98% der Fälle eine Antibiotika-Gabe (Levofloxacin: 9 Pat., Amoxicillin-Clavulansäure und Clarithromycin: 40 Pat.) sowie die Kombination von Ribavarin mit Steroiden.

 

Unter dieser Therapie erholten sich 31 Patienten bis zum Zeitpunkt der Publikation. Risikofaktoren für eine Zustandsverschlechterung und die Entwicklung von Komplikationen waren.

          ein höheres Alter

          eine ausgeprägte Lymphopenie

          ein Anstieg der Leber-Transaminasen (ALAT), und

          ein verzögerter Therapiebeginn mit Ribavarin und Steroiden.

 

Peiris et al. Coronavirus as possible cause of severe acute respiratury syndrome. Lancet 2003; online special 08.04.2003