Was die Sonntagszeitung nicht drucken wollte
Erinnern Sie sich an die Rezension der NZZ anlässlich der Publikation des Corona-Elefanten. Der Autor hat uns dort vorgeworfen, wir würden nur diejenigen Studien präsentieren, die uns gerade passen. Ein harter Vorwurf an eine Autorengruppe, die sich wissenschaftlich kritischem Denken verpflichtet.
Nun ich erzähle daher gerne diese nette Geschichte von letzter Woche: Ich wurde von einem stellvertretenden Chef des Medienhauses Tamedia gebeten, für eine Rubrik in der Sonntagszeitdung, in der einige Experten für einen Rückblick zu Corona gebeten. Ich wurde gebeten, drei Fragen mit maximal 1000 Zeichen zu beantworten. Die Frist zur Abgabe war am Dienstag, wenige Stunden nach Erhalt der mail. Nun, ich hatte geantwortet, dass ich grad noch beschäftigt sei, wonach mir der Journalist eine Frist bis Mittwoch Abend gegeben hat. Also, wenn mich die Sonntagszeitung bittet, dann lässt man doch andere Arbeit liegen. An die Arbeit!
Wenig Text heisst nicht wenig Arbeit:
Sicher kennen Sie das Briefzitat, dessen AutorIn umstritten ist: „Lieber Freund, entschuldige meinen langen Brief, für einen kurzen hatte ich keine Zeit“. So ging es auch mir: In 1000 Zeichen auf die drei wichtigen Fragen eine Antwort zu verfassen, wollte ich doch sehr gründlich führen. Dennoch konnte ich den Beitrag am Mittwoch Nachmittag abliefern und erhielt die dankende Antwort des Journalisten.
Die Überraschung kam am Sonntag:
Keine Verwendung des Textes im grösseren Artikel, in dem einige Kollegen auch mit längeren Zitaten zu Wort kamen. Doch falls Sie noch ein Abo der Sonntagszeitung haben, werden sie nachlesen können, dass auch hier wieder praktisch keine kritische Meinung gewünscht war.
Seltsame Selektion
Nun, das ist doch eher seltsam. Finden Sie nicht auch, dass die Sonntagszeitung sich mindestens hätte entschuldigen können. Aber nichts. Keine Antwort. Nun, da die Arbeit nun schon mal gemacht wurde, nutze ich die Gelegenheit, Ihnen hier das zu präsentieren, was Sie – falls Sie die SoZ noch abbonieren – hätten lesen können. Kursiv die Fragen des Journalisten:
1) Worauf sind Sie persönlich heute in Bezug auf Ihre Arbeit / Ihre Einschätzungen / Ihre Entscheidungen besonders stolz?
Korrekt war meine Einschätzung, dass die Modellrechnungen der Epidemiologen die Todesfallzahlen massiv überschätzten (Faktor 3-10) und die Einschätzung, dass Schulschliessungen nach den Frühlingsferien 2020 nicht mehr evidenzbasiert und verzichtbar waren. Die Feststellung im März 2020, dass die grosse Mehrzahl der Infektionen unbemerkt verlaufen und eine zelluläre Immunität hinterlassen und dass man mit Antikörper-Tests herausfinden könnte, wer bereits eine lebenslange, zelluläre Immunität hat, war korrekt.
2) Was würden Sie heute anders machen oder was war rückblickend eine Fehleinschätzung oder gar ein Fehlentscheid?
Ich würde mich noch stärker dafür einsetzen, dass wir einfache, evidenzbasierte Präventionsmassnahmen, wie die Vitamin D Gabe (insbesondere in Heimen) und die frühe Steroid-Inhalation bei Auftreten von Husten bekannt machen. Das hätte viele Todesfälle verhindert. Nach wie vor würde ich Kinder nicht impfen.
3) Was muss das wichtigste Learning aus der Pandemie sein?
Eine Vielzahl von Lehren aus der Pandemie haben wir bereits im Buch «Der Corona-Elefant» ausführlich diskutiert. Die unnötig geschürte Angst hat sehr viel Schaden angerichtet.
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