Nachgehakt: Isolation ist nicht Quarantäne
Zunächchst einmal, Ihnen, treue Leser*innen, es guets Nois!
Kurz vor Weihnachten hatte ich im Blogbeitrag vom 20.12.21 noch die Befürchtung formuliert, dass wir durch eine inadäquat lange Isolationsdauer von mit Omikron infizierten, mild erkrankten Personen die Wirtschaft und andere wichtige Betriebe lahmlegen könnten.
Blick berichtet
Erfreulicherweise hat die Tageszeitung Blick am 23.12.21 diese Sorge aufgennommen. Leider hat der Autor in seinem Text immer von Quarantäne und nicht von Isolation gesprochen. Diese beiden Begriffe werden immer wieder verwechselt. Ich befürchte, dass ich selbst mit dem Beitragsbild, einer Textwolke, zur Verwirrung beigetragen habe, obwohl ich in meinem Blog immer von „Isolation“ sprach. Von Isolation sprechen wir dann, wenn eine Person krank ist. Mit Quarantäne bezeichnen wir die Absonderung einer Person, welche mit einer infizierten Person Kontakt hatte.
Doch eine Quarantäne ist sinnvoll, um einen Eintritt einer Infektion in eine Bevölkerung zu verhindern. Als Methode, um die Ausbreitung zu reduzieren ist sie – mindestens für Coronviren – völlig ineffizient. Eigentlich gehört diese Massnahme längst abgeschafft. Bereits im Juni 2020 hatten wir beobachtet, dass die Quarantäne fast nie die richtigen Personen erfasst. Das BAG hat später dann auch die Quarantäne nur noch für Personen, die im gleichen Haushalt leben, aufrecht erhalten.
Politik kümmert sich um Quarantäne-Dauer
Ob wegen oder trotz des Blick Beitrages sei dahingestellt. Aber Politiker haben über die Weihnachtstage das Thema aufgegriffen und breit diskutiert. Doch leider wurde auch hier wieder Isolation mit Quarantäne verwechselt. Über die Neujahrstage hat das BAG dann der Verkürzung der Quarantäne von zehn auf sieben Tage zugestimmt (SRF). Viele Kantone haben die Regelung übernommen. Auch der „Schweizerischer Arbeitgeberverband begrüsst verkürzte Quarantänezeit“ berichtet SRF am 1.1.22.
Verwirrung pur
Doch wenn Sie der Mediensprecherin der Post im Video genau zuhören, werden Sie feststellen, dass auch sie von einer Verkürzung der Isolation spricht. Es scheint, dass sowohl Medien als auch Politiker von einer Verkürzung der Isolationsdauer ausgegangen sind. Doch das BAG und die Kantone haben in den Richtlinien lediglich die Dauer der Quarantäne verkürzt.
Problem unverändert
Somit ist das Problem, das wir am 20.12.21 angesprochen haben, weiterhin vorhanden. Wenn Sie wegen einem leichten Schnupfen nun zu einem Test gehen, werden Sie weiterhin vom contact tracing Post erhalten: Sie müssen sich ab dem Zeitpunkt des Tests nun 10 Tage in Isolation begeben. Auch wenn Sie am folgenden Tag keine Symptome mehr haben.
Dass dieses Problem der Begriffsverwechslung tatsächlich relevant ist, erkennt man auch an der aktuellen Statistik des BAG: Heute sind gerade mal 31’000 Personen in Quarantäne. Deren „Absonderung“ wird nun sieben statt 10 Tage dauern. Reduktion 90’000 Arbeitstage. Aber gleicheitig sind heute 70’000 Personen in Isolation. Das entspricht 700’000 Tage befohlene Isolation. Morgen werden wieder weitere 20-25’000 Personen erkranken. Das macht noch einmal 200’000 Tage Arbeitsausfall. Wie wir unter diesen Bedingungen noch unsere Spitäler, Industriebetriebe, Logistik- und weitere Betriebe aufrecht erhalten wollen, ist mir nicht klar.
Selbstverständlich sollen kranke Menschen zu Hause bleiben. Was wir hier anregen, ist eine Änderung über die nicht zu begründende 10-tägige Isolation von nach wenigen Tagen genesenen Personen. Denn diese – so hatten wir auch dargelegt – haben für die Ausbreitung der Epidemie keine relevante Rolle mehr.
Erhöhte Dunkelziffer dürfte die Folge sein
Sollte es keine rasche Änderung der Vorschriften beim BAG geben, wird sich das Problem vermutlich anderweitg lösen. Wir müssen davon ausgehen, dass Menschen, die nur milde Symptome haben, was bei Omikron häufig der Fall ist, sich zweimal überlegen, ob Sie zur Testung in ein Testzentrum gehen sollen. Viele werden angesichts der drohenden 10-tägigen Isolation zurückhaltend bleiben. Damit wäre die Erhöhung der Dunkelziffer eine unerwünschte Konsequenz. Schade.