Coronavirus: Die Katze ist aus dem Sack
In der Lancetausgabe vom 31.1.20 haben Epidemiologen der Universität Hongkong in Zusammenarbeit mit der WHO den aktuellen Coronavirus-Ausbruch in China modelliert. Die Autoren basieren ihre Berechnungen auf den vorhandenen Informationen vom 25.1.20. Sie gehen davon aus, dass eine Person etwa 6-7 Tage nach der Ansteckung krank wird und berücksichtigen auch die Tatsache, dass einige Personen infiziert werden, aber kaum Symptome zeigen könnten.
Sorgfältige Analyse
Dann berücksichtigen die Autoren auch die Reisetätigkeit mit Zug und Flug in der Region und auch Internationale Reisen. Aufgrund der bekannten basalen Reproduktionsrate (welche sie auf 2.7 beziffern) und der bekannten Zahlen zu Menschen, die von Wuhan aus in andere Städte reisen, modelieren sie dann die Geschätzte Anzahl von Infektionen und Krankheitsfällen.
Das Resultat dieser Berechnungen ist eindrücklich: Die Autoren gehen davon aus, dass bereits am 25. Januar alleine in Wuhan 76’000 Personen (95%-CI: 37’000-130’000) mit dem neuen Coronavirus angesteckt sind. Zum gleichen Zeitpunkt sollen auch bereits etwa 850 Personen in den Städten Chongqing, Beijing, Schanghai, Guangzhou und Shenzhen infiziert sein. Weiter sagen sie, dass die Infektion bereits mitten in der exponentiellen Wachstumsphase steckt und dass die anderen Chinesischen Städte mit 1-2 Wochen Verzögerung am selben Punkt sind wie Wuhan.
Schutzmassnahmen sind wirkungsvoll
Die Epidemiologen gehen nun einen Schritt weiter: sie berechnen den Effekt von Schutzmassnahmen, wie Hygienemassnahmen und „social distancing“ auf die Ausbreitung dieser Epdemie. Dabei bleiben sie realistisch und berechnen zwei durchaus mögliche Szenarien: Reduktion der Übertragung um 25% respektive 50%. Untenstehende Abbildung zeigt (obere Zeile) können diese individuellen Schutzmassnahmen die Ausbreitung wirksam stoppen (Infektionen pro Tag auf 1000 Einwohner). In der unteren Zeile der Abbildung wird noch modelliert, was der Effekt auf eine Einschränkung der Mobilität innerhalb China bewirken könnte. Und auch hier ist die Aussage der Modellrechnungen eindrücklich: Zu diesem Zeitpunkt bringt eine Einschränkung der Mobilität um 50% praktisch gar nichts mehr.
Containment unmöglich – Hygiene wirksam
Die Autoren kommen unmissverständlich zum Schluss: Die Katze ist aus dem Sack! Eine Beschränkung der Epidemie innerhalb der Region Wuhan ist gar nicht mehr möglich. Doch was wirklich helfen würde, ist das Befolgen von persönlichen Hygienemassnahmen: Regelmässiges Händewaschen, insbesondere nach Kontakt von Hand und Gesicht (häufig!), Hustenetikette. Bereits eine Reduktion der Übertragbarkeit des Virus um 25% zeigt grosse Wirkung!