29. März 2018

Shigellen: Nicht nur Reisedurchfall, sondern auch STD.

Was soll das? Das ist doch nichts neues, wir wissen doch, dass Keime, welche fäko-oral übertragen werden, auch beim Analsex übertragen werden können.

Natürlich wissen wir das, und es gibt immer wieder kleine Epidemien mit Hepatitis A unter MSM (Männer die Sex mit Männern haben), und eben auch andere fäco-oral-übertragene Erkrankungen unter den MSM sind bekannt.

Nun ist gerade in der April Ausgabe vom Lancet ein schöner Review Artikel zur Shigellose erschienen.

Ausserdem ebenfalls in der April Ausgabe des Antimicrobial Agents and Chemotherapy ein Artikel, welcher aufzeigt, dass in Laos und Vietnam die Resistenz gegen Azithromycin bei Shigellen deutlich zunimmt.

Deshalb nun dieser Artikel im Infekt.ch, welcher auf beide Artikel aufmerksam machen will. Wir denken es ist wichtig, dass Ärztinnen, welche auch MSM behandeln,  daran denken bei MSM mit entsprechender Symptomatik auch mal an Shigellen zu denken, nicht nur bei Reisenden.

Epidemiologisch gibt es v.a. 2 Spezies, die wir kennen sollten: S.flexneri, welche v.a. in armen Ländern endemisch ist, und S.sonnei, welche auch in armen Ländern endemisch ist, aber eben auch in reichen Ländern die führende epidemiologische Spezies ist.

Wer sind die Risikopersonen für eine Shigellose:

  • Kinder zwischen 1-4 Jahren (In endemischen Ländern)
  • Reisende, welche in die endemischen Länder gehen
  • MSM

Shigellen haben wie so viele Bakterien die Fähigkeit innerhalb weniger Jahre Resistenzmechanismen gegen die häufig gebrauchten Antibiotika zu entwickeln, so dass in letzter Zeit gegen Shigellen als first-line Therapie nur noch Ciprofloxacin, Azithromycin und Ceftriaxon empfohlen wurde. Nun auch dies ist im Wandel!

In der April Ausgabe vom  Antimicrobial Agent and Chemotherapy wird die zunehmende Resistenz von S.sonnei in Laos und Vietnam auf Azithromycin beschrieben. Ausserdem ist schon länger bekannt ist, dass in Südostasien S.sonnei eben Ciprofloxacin resistent ist.

Zum Glück verläuft die Shigellose häufig harmlos und ist meist selbstlimitierend, aber in Fällen mit schwerer Dysenterie (Fieber, blutige Stühle) wird  als first-line Behandlung zwar weiterhin noch Ciprofloxacin empfohlen, bei Nicht-Ansprechen allenfalsl Wechsel auf  Azithromycin oder allenfalls Ceftriaxon, aber die Resistenzlage in den verschiedenen Ländern muss sicher im Auge behalten werden.

Bei Reisenden ist es einfach zu eruieren aus welchem Land sie zurückkommen und mit welcher epidemiologischen Lage wir es zu tun haben, weniger einfach wird es bei den MSM sein.