Neuralgische Amyotrophie bei Hepatitis E
Fast zeitgleich mit einer Abklärung eines Patienten mit neuralgischer Amyotrophie, wo wir eine Infektion mit Hepatitis E (HEV) suchten aber nicht fanden, ist nun im Journal of Infectious Disease von der neurologischen Universitätsklinik in Freiburg (D) eine Fallstudie publiziert, in welcher die Assoziation der neuralgischen Amyotrophie mit der Hepatitis E untersucht wurde.
Extrahepatische Manifestationen von HEV bekannt
Es gibt immer mehr Hinweise, dass die Hepatitis E eben nicht einfach die Leber betrifft, sondern verschiedene neurologische Krankheitsbilder mit ihr einhergehen (GuillainBarre, Myelitis und Enzephalitis). Auch die neuralgische Amyotrophie geht mit der Hepatitis E einher, und ca 10% der Patienten mit einer akuten Hepatitis E Infektion können eine neuralgische Amyotrophie entwickeln. Das Hepatitis E Virus scheint auch eine Affinität zum Nervensystem zu haben.
HEV: immer häufiger entdeckt
Die Fälle von Hepatitis E nehmen deutlich zu. In Europa wird eine Seroprevalenz von 12-49% angegeben. Grund genug, dass wir als Ärzte auch das Krankheitsbild der neuralgischen Amyothrophie kennen.
Neurotropismus von HEV
Die Freiburger Forschergruppe konnte zeigen, dass die Patienten mit einer neuralgischen Amyotrophie in 10% auch das Bild einer akuten Hepatitis E Infektion aufwiesen. Sie konnten keine wirkliche intrathekale Antikörper-Produktion im Liquor feststellen, wobei die Anzahl untersuchter Fälle gering war. Hingegen war bei einem Patienten wohl auch die PCR auf Hepatitis E Virus im Liquor positiv, was eine gewisse Neurotropizität des Virus vermuten lässt. Ausserdem hatten die Patienten mit einer akuten Hepatitis E Virus Infektion auch häufiger einen entzüdlicheren Liquorbefund als Patientin ohne Hepatitis E, was ebenfalls wieder ein Hinweis auf den Neurotropismus darstellt.
Die neuralgische Amyotrophie
manifestiert sich klinisch mit akuten Schmerzen im Verlauf des Arm-Plexus und mit einem neurologischen motorischen Defizit. Die klinischen Manifestationen der Hepatitis E sind vielfältig:
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen
- Fieber
- Diffuse Bauchschmerzen, ev Diarrhoe
- Hepatomegalie
- Gelegentlich Arthralgien, auch Hautausschläge
- Labor: Thrombopenie, Transaminasenerhöhung
- Neurologisch: Myelitis, Encephalitis, neuralgiforme Amyotrophie, Guillain Barre und periphere Neuropathien
Die Hepatitis E verläuft meist akut und ist selbstlimitierend. Bei Immunsupprimierten Patienten kann es auch mal zu einem chronischen Verlauf kommen.
Beim Auftreten einer neuralgischen Amyothrophie gehört die Hepatitis E Serologie sicher zur Abklärung, da 10% der Fälle durch HEV ausgelöst sind. Die Bestätigung der Diagnose soll durch einen Neurologen erfolgen. Die Behandlung ist in erster Linie symptomatisch (v.a. schmerzlindernd). Steroide werden diskutiert.