16. Juni 2016

Postobstruktive Pneumonie – Antibiotika nicht immer die Lösung

Eine Studie aus den USA befasst sich mit der Entität der postobstruktiven Pneumonie und hinterfragt die Rolle einer Infektion als Ursache und somit den Einsatz von Antibiotika.

Bakterielle Ursache kontrovers

Die postobstruktive Pneumonie ist eine relativ häufige Erkrankung, welche in der Literatur wenig Beachtung erhält. Sie ist durch ein pulmonales Infiltrat distal einer bei Erwachsenen meist Tumor-bedingten bronchialen Obstruktion gekennzeichnet. Zur Behandlung werden üblicherweise Antibiotika eingesetzt. Ob aber eine Infektion zugrunde liegt, wird kontrovers diskutiert.

Die Studie

Diese prospektive Studie charakterisiert die klinischen und Laborbefunde von Patienten mit dieser Erkrankung mit besonderem Augenmerk auf die Rolle einer bakteriellen Infektion. Dabei wurden in einem Spital in Texas während einem Jahr 259 Patienten mit community-acquired Pneumonie identifiziert, wovon 14 (5.4%) eine postobstruktive Pneumonie hatten. Diese wurde definiert als pulmonales Infiltrat distal eines obstruierten Bronchus. Im darauffolgenden Jahr wurden zur Erhöhung der Studienpopulation alle Eintritte mit community-acquired Pneumonie gescreent und nur diejenigen mit postobstruktiver Pneumonie (n=16) eingeschlossen. In fast allen Fällen erfolgten Blutkulturen, virale Polymerasekettenreaktion, Urin-Antigen-Tests und Procalcitonin im Serum.

Resultate

Der Vergleich zwischen den Patienten mit einer postobstruktiven Pneumonie und den Patienten mit einer community-acquired nicht Obstruktions-bedingten Pneumonie zeigt, dass die postobstruktive Pneumonie signifikant mit längerdauernden Symptomen (14 Tage vs 5 Tage), Gewichtsverlust, kavernösen Läsionen und höherer 30-Tages-Mortalität assoziiert ist. Eine Leukozytose findet sich weniger häufig. Nur in 10% findet sich ein bakterieller Erreger. Bei 63.3% ist das Procalcitonin <0.25ng/ml.

Schlussfolgerung für den Kliniker

Diese Studie zeigt die Wichtigkeit, bei einer Pneumonie eine zugrunde liegende Obstruktion zu erkennen. Mikroorganismen und antibiotische Therapie spielen hier nämlich eine untergeordnete Rolle. Da es klinisch initial schwierig sein kann, eine postobstruktive von einer nicht Obstruktions-bedingten Pneumonie zu unterscheiden, werden zwar Antibiotika eingesetzt. Diese sollten aufgrund dieser Studie aber zeitlich limitiert werden.

Die Erfahrung zeigt, dass bei nicht ansprechender antibiotischer Therapie von den behandelnden Ärzten im Verlauf wiederholt Sputumkulturen abgenommen werden. Dabei werden aber meist neu kolonisierende Mikroorganismen gefunden, welche häufig keine Relevanz haben und trotzdem zu einer zusätzlichen breiteren „antibiotischen Abdeckung“ führen. Unseres Erachtens ist deshalb die Initiale Diagnostik die Wichtigste.

Gemäss dieser Studie soll versucht werden das Problem der Obstruktion zu lösen, wenn ein Patient nach einer ersten Antibiotikaphase nicht entfiebert, und nicht eine Eskalation der antibiotischen Therapie vorantreiben.