12. April 2016

Knoche, Gelenke und ihre Infektionen

Eine Session beschäftigte sich mit dem Management und epidemiologischen Aspekten von Fremdkörper-assoziierten Infektionen (OS 119).

Prothesenassoziierte Infektionen und neue Behandlungsstrategien
Nach einer Prothesen-assoziierten Infektion, die gemäss einem Therapieschema mit zweizeitigem Prothesenwechsel nach einem langen Intervall erfolgt, wird die Prothese in der Regel nach einem antibiotikafreien Intervall reimplantiert. Definitive Daten fehlen jedoch, welche eine Infekteradikation dieser Strategie unterstützen.

Eine Beobachtungsstudie (Abstract 5951, Tiziana Ascione) mit 136 Patienten, bei denen eine zweizeitige Prothesenreimplantation erfolgte, zeigt auf, dass 79 Patienten ohne Antibiotikafenster ein besseres Outcome hatten. Nach multivariater Analyse war ein günstigeres Outcome assoziiert mit den folgenden drei Aspekten: Dass keine Gramnegativen kultiviert werden konnten, perorale Antibiotika verabreicht wurden oder kein Antibiotikafenster vor der Reimplantation erfolgt war.

Eine Behandlungsstrategie kann also auch ohne Antibiotikafenster in Betracht gezogen werden. Randomisierte Studien dazu wären natürlich wünschenswert.

Wie steht es mit anderem orthopädischem Fixationsmaterial?
Débridement und Implantatretention ist eine erfolgreiche Strategie bei orthopädischem internem Fixationsmaterial. Das Unversitätsspital Basel hat eine grosse prospektive Analyse von Patienten mit nicht prothetischen orthopädischen Implantaten untersucht bezüglich Behandlung und Outcome (Abstract 6322, Richard Kühl).

Bei 255 wurden 187 Fixationen der langen Knochen, 24 Wirbelsäulenfixationen und 44 anderweitige Fixationen untersucht (hauptsächlich Becken und Patella). Interessanterweise gab es keinen Unterschied bezüglich Outcome, ob das Implantat nach Débridement entfernt wurde oder nicht (11.1% failure rate bei Retention vs. 10.1% bei Entfernung, p=0.84), ungeachtet der Dauer bis zur Revision (9.7% bei <30d vs. 11.2% bei >30d, p=0.83). Eine suboptimale antibiotische Behandlung beeinflusste das Outcome nur bei den späten Revisionen. Wichtig waren hier eine Staphylokokkentherapie mit Rifampicin/Fluorochinolonen und eine adäquate Behandlung für Gramnegative. Ein korrektes Débridement ist folglich einmal mehr ein wichtiger Pfeiler in der Behandlung von Implantat-assoziierten Infektionen.