Infection Control: Die Holländer können es!
Interventionen zur Verhinderung von nosokomialen Infektionen werden aus verschiedensten Gründen häufig nicht umgesetzt. So gehts in Holland:
Jan Kluytmans zeigt am Symposium „affordable healthcare“ (SY091) die Erfolge seiner Interventionsprogramme der letzten Jahre an seinem Spital. Er hat darauf hingewiesen dass man für eine gute Intervention nicht einfach eine einzelne (kleine) Massnahme haben muss aber auch nicht ein massives Intensivprogramm sondern eine Vielzahl von kleinen, gut kontrollierbaren und erfüllbaren Massnahmen. Kluytman hat immer wieder betont, wie wichtig es ist, dass man nicht einfach möglichst gut arbeitet, sondern jede der Einzelmassnahmen muss IMMER erfüllt werden (was natürlich nicht immer klappt). Entscheidend aber das klare Ziel und die gemeinsam abgefasste Entschlossenheit, das Ziel zu erreichen. Zusammen fasst er diese Einzelmassnahmen als „Massnahmenbündel“ zusammen, grad etwa so wie das Rutenbündel (Fasces) im St. Galler Wappen. Ein solches Bündel wird dann zu ein Interventinsprogramm zusammengeschnürt.
Das nationale Interventionsprogramm zur Infektprävention umfasste Massnahmen in den Bereichen
- Haarentfernung
- Antibiotikaprophylaxe
- Normothermie (Patienten schon auf Abteilung unter Isolatiosecke!)
- Türöffnungen im OP (Max 8 x pro Stunde)
Er hat auch gut illustriert, dass nicht die Einzelmassnahmen selbst entscheidend sind. Bei den Türöfnungen waren es vielmehr eine Reihe von Analysen welche die ganzen Prozesse optimiert hatten, als dass die Limitation von Luftbewegungen entscheidend wäre.
In seinem Spital (nicht aber in den anderen Spitälern des Landes) konnte mit diesem Programm eine deutliche Reduktion postoperativer Wundinfekte erreicht werden. Das schöne daran: Die Adhärenz mit den Massnahmen korreliert mit den Infektraten (PloS One, 2013)!
Innovativ ist die Einführung von IRIS, einem Infection risk scan, das ermöglicht, den Abteilungen über die Adhärenz infektpräventiver Massnahmen und relevanter Outcomeparameter ein Feedback zu geben (Details siehe hier). Im Vortrag zeigte er nun erstmals die Resultate der Intervention, welche unter anderem Schulungen, Präsenz der Spitalhygiene auf der Abteilung zur Erfassung der Adhärenz mit den Massnahmen beinhaltete. Bei allen Abteilungen, die mitarbeiteten, zeigte sich eine deutliche Verbesserung: Die Spinnendiagramme bilden 7 Messgrössen (1-7) ab:
- ESBL-Übertragung im Spital (%)
- Inadquater Einsatz eines Katheters
- Inadäquater Einsatz von Antibiotika
- Messung von Kontamination in der Umgebung (z.B. Türfallen)
- Compliance mit Händehygiene (%)
- Persönliche Hygiene der Mitarbeiter (Schmuck, Uhr etc.)
- Probleme bezüglich Vorbereitung (Score)
Mit den hier dargestellten Spider-Plots kannn man sehr gut visualisieren, wie sich eine Abteilung über die Zeit verbessert. Je weiter innen die Linie verläuft (grün), desto besser die Behandlungsqualität. Persönlich gefällt mir diese einfache Visualisierung, welche die Verbesserungen bezogen auf die einzelnen Massnahmen optimal darstellt.
Diese Beispiele zeigen, dass die Holländer in der Infektionsprävention weiterhin in der Championsleague spielen. Allerdings gibt es auch hier Wermutstropfen: Das nationale Interventionsprogramm zu den postoperativen Wundinfektionen wurde wegen neuer Programme trotz dem Erfolg gestoppt und IRIS funktioniert auch nur in den Spitälern, wo das Projekt auf allen Ebenen unterstützt wird und auch die personellen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen!
Autor: Matthias Schlegel