Pelvic Inflammatory Disease und Infertilität: Neue Erreger identifiziert
Eine amerikanische Kohortenstudie identifiziert mögliche neue Erreger von aufsteigenden genitalen Infektionen, die zu Infertilität beitragen könnten.
Aszendierende genitale Infektionen wie die Endometritis, die Adnexitis und die Pelvic Inflammatory Disease (PID) sind häufige Krankheitsbilder bei jungen Frauen und führen nicht selten zu Unfruchtbarkeit. Als Ursache sind Infektionen mit Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrhoe gut etabliert. Die Bedeutung von Mycoplasmen/Ureaplasmen hingegen ist kontrovers.
Eine Assoziation von bakterieller Vaginose und aufsteigenden genitalen Infektionen wurde beschrieben (Haggerty CL, Clin Infect Dis 2004). Die BV ist geprägt durch eine Störung der vaginalen Mikrobiota mit Verschiebung des Keimspektrums von aeroben (z.B. Laktobazillen) zu anaeroben Mikroorganismen. Die BV entsteht nicht durch einen spezifischen Keim, sondern durch ein Zusammenspiel verschiedener, schwer kultivierbarer Erreger. Durch molekularbiologische Methoden (eubakterielle PCR) wurden mehrere anaerobe Bakterien in den letzten Jahren identifiziert, darunter:
- Sneathia (Leptotrichia) sanguinegens
- Sneathia (Leptotrichia) amnionii
- Atopobium vaginae
- BV-associated bacteria 1 (BVAB1)
Methode:
In einer prospektiven Kohorte von Frauen mit histologisch bewiesener PID (n=545) wurde aus asservierten Proben (Cervix-Abstrich + Endometrium-Biopsie) oben genannte BV-assoziierte Bakterien sowie Ureaplasmen mittels spezifischer PCR gesucht und der Nachweis mit dem klinische Verlauf (PID-Persistenz, PID-Rezidiv, Infertilität) verglichen. Eine Diagnostik auch Chlamydia trachomatis und Gonokokken war bereits bei Studieneintritt erfolgt und die Resultate wurden für das Vorhandensein dieser Erreger korrigiert. Die Studienteilnehmer wurde im Mittel über 7 Jahre nachverfolgt, anfangs durch Studienkontrollen, im späteren Verlauf telefonisch.
Resultate:
Erreger einer bakteriellen Vaginose wurden häufig aus der Cervix und/oder dem Endometrium von Frauen mit PID isoliert: S. sanguinegens (54%), S. amnionii (66%), A. vaginae (83%), BVAB1 (65%), U. urealyticum (30%) und U. parvum (58%). Der positive Nachweis in der Cervix korrelierte gut mit dem Nachweis im Endometrium.
Mehr als die Hälfte der Frauen hatten 30 Tage nach Behandlung mit Cefotixin + Doxycyclin (= CDC-Empfehlung) einen persistierenden Nachweis von BV-assoziierten Bakterien (58% für A. vaginae bis 82% für BVAB1). Der Nachweis aller vier BV-assoz. Bakterien erhöhte das Risiko für eine persistierende Endometritis um das 6-fache. Ein persistierender Nachweis BV-assoziierter Bakterien war ebenfalls vergesellschaftet mit einer persistierenden Endometritis (RR 8.5, 95% CI 1.6 – 44.6). Der Nachweis von BV-assoz. Bakterien war auch assoziiert mit PID-Rezidiven (RR 4.7, CI 1.7 – 12.8) und Infertilität (RR 3.4, CI 1.1 – 10.4).
Konklusion:
Die empirische Therapie bei PID respektive PID-Verdacht ist vor allem gegen Chlamydien und Gonokokken gerichtet (bei uns Ceftriaxon + Doxycyclin). BV-assoz. anaerobe Bakterien dürften gemäss dieser Studie häufig relevant und mit oben genannter Therapie ungenügend behandelt sein. Sollten sie diese Daten bestätigen wäre wohl eine routinemässige Zugabe eines gegen Anaerobier gut wirksamen Medikamentes (z.B. Metronidazol) bei PID empfohlen.