5. März 2016

Gelbe Augen bei HIV-Therapie: Kein Problem

Es ist vielleicht nur ein kleiner Hinweis wert, aber doch interessant. Wir wissen, dass eine HIV-Therapie mit Atazanavir bei einigen Patienten zu einer Bilirubin-Erhöhung und z.T. zu gelben Augen führt. Dies dürfte harmlos sein.

Atazanavir hemmt Leberenzym
Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Blut-„Farbstoffes“ (Hämoglobin). Es muss in der Leber abgebaut und im Gallensaft ausgeschieden werden. Doch das Enzym, welches diesen Abbau macht (UDP glucuronosyltransferase) wird durch einige HIV-Protease-Hemmer, insbesondere durch Atazanavir gehemmt (Zhang, 2005). Dies führt zu einer Erhöhung des Bilirubins im Blut und bei einigen Patienten zur Gelbverfärbung der Augenbindehaut. Wir sind bisher davon ausgegangen, dass dies nicht problematisch sei, aber ganz so sicher, waren wir dabei auch nicht.

Ähnlich wie bei M. Meulengracht
Es gibt eine recht häufige, vererbte Erkrankung, die ebenfalls harmlos ist aber bei den Betroffenen infolge einer Reduzierten Aktivität der UDP glucuronosyltransferase zu einer Bilirubin Erhöhung führt. Nun bringt eine neue Multizenterstudie aus den USA neu Licht in die Frage der Schädlichkeit der Bilirubinerhöhung.

Eher unerwarteter Befund
Die Autoren haben in einer randomisierten Studie untersucht, inwieweit die Behandlung mit HIV-Proteasehemmern (Atazanavir oder Darunavir) im Vergleich zum Integrasehemmer Raltegravir das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Fast 330 Patienten wurden über 3 Jahre unter Therapie beobachtet. Man hat mit Ultraschall nach 1, 2 und 3 Jahren untersucht, ob es zur vermehrten Cholesterin-Ablagerung in den Gefässwänden der Halsschlagader (Carotis) kam.

Wie zu erwarten war, führte die Behandlung mit Proteasehemmern zwar zu einer Erhöhung des Blutcholesterins. Doch Interessanterweise zeigte sich, dass unter der Behandlung mit Atazanavir im Verlauf weniger Ablagerungen in den Gefässwänden entstanden. Dies ist ein Marker, der gut mit dem Herzinfarkt-Risiko korreliert.

Dies ist insofert interessant, weil man auch bei Patienten mit M. Meulengracht weiss, dass sie ein geringeres Herzinfarkt-Risiko aufweisen. Man vermutet, dass der erhöhte Bilirubin-Gehalt zu einer REduktin der Cholesterin-ablagerung in den Blutgefässen führt.

Wir dürfen somit davon ausgehen, dass die Gelbverfärbung der Augen oder auch nur die Erhöhung des Bilirubins im Blut bei Atazanavir-Therapie keine negativen Folgen für die Patienten hat. Interessant ist auch, dass negative Auswirkungen einer Nebenwirkung (Cholesterinerhöhung) durch die zweite Nebenwirkung (Bilirubin-Erhöhung) offenbar wett gemacht werden können. Die Patienten unter Atazanavir hatten weniger Carotisablagerungen als die Patienten unter dem Integrasehemmer Raltegravir, der selbst nicht zur Cholesterinerhöhung führt.