Antibiotic stewardship: Wichtig, einmal mehr!
Unter Antibiotic Stewardship verstehen wir eine Kontrolle der Antibiotika-Verordnungen in Spitälern durch infektiologisch geschulte Fachpersonen zur optimierung der Behandlungsqualität.
Antibiotic Stewardship am Beispiel der Hautinfektionen
Hautinfektionen sind häufig durch Gram-positive Keime wie Staphylokokken und Streptokokken verursacht. Die verschriebenen Antibiotikatherapien sind jedoch häufig so breit gewählt dass sie ebenfalls die Gram-negativen Keime abdecken. Zusätzlich wird häufig (zu) lange antibiotisch behandelt was auch zu Nebenwirkungen wie Infektionen durch Clostridium difficile und zur Selektion von Resistenzen beitragen kann. Die IDSA (Infectious Diseases Society of America) hat 2014 ihre Richtlinien der Behandlung von Hautinfektionen aktualisiert und empfiehlt ein Antibiotikum welches primär gegen Streptokokken und Staphylokokken wirksam ist. Abhängig von der MRSA-Prävalenz sollte ein gegen MRSA-aktives Antibiotikum gewählt werden. Als Therapiedauer wird 7-14 Tage empfohlen angepasst an den klinischen Verlauf.
Systematische Erfassung des AB-Stewardship:
Die aktuell im Infection Control and Hospital Epidemiology publizierte Studie untersuchte retrospektiv die Antibiotika-Verordnung bei Hautinfektionen (Abszess, Cellulitis, Wundinfektion) in 7 amerikanischen Spitälern.
Die Autoren interessierten sich für die Frage, wie oft eine Therapie verordnet wurde, welche theoretisch ein hohes Risiko für eine Resistenzentwicklung zeigt. Eine inadäquate Antibiotika-Therapie wurde angenommen, wenn
- Ein Breitspektrum-Antibiotikum, oder
- eine Therapiedauer von > 10 Tagen
verordnet wurden.
Resultate:
Fast 500 Patienten wurden eingeschlossen, davon 300 Patienten mit nicht-eitriger Cellulitis, 40 mit einer Wundinfektion, und 54 mit einem Abszess. Bei 246 Patienten wurde eine mikrobiologische Probe abgenommen, welche bei 48 Patienten (15%) positiv ausfiel. In 46 Proben (96%) wurden gram-positive Organismen nachgewiesen. In einer einzigen Probe wuchsen isoliert Gram-negative Keime, in 6 sowohl Gram-negative wie -positive Keime.
Häufig zu breit und zu lange
Insgesamt wurden bei 214 (43%) der Patienten Antibiotika mit einem breiten gram-negativen Spektrum eingesetzt. 344 (70%) der Patienten wurden länger als 10 Tage, 136 (28%) der Patienten länger als 14 Tage behandelt. Insgesamt wurden 80% der Patienten inadäquat behandelt (s. Tabelle).
Diskussion:
Die Behandlung von Hautinfektionen wich in in der Mehrzahl der Patienten von den Empfehlungen der IDSA-Guidelines ab. Allerdings wurden die möglichen Gründe für die Wahl einer breiteren Antibiotikatherapie nicht erfasst. Gram-negative Keime wurden nur sehr selten in den mikrobiologischen Proben nachgewiesen bei insgesamt wenig positiven Proben. Auch ist die optimale Antibiotikadauer unklar. Limitierend sicher auch, dass im Rahmen einer retrospektiven Studie die klinischen Faktoren nicht mitberücksichtigt wurden welche zur Wahl des Antibiotikums oder zur Therapiedauer führten.
Zusammenfassend zeigt sich aber doch, dass häufig zu breit und zu lang behandelt wird wobei hier leider die einzelnen Faktoren nicht näher untersucht wurden.