So nicht, Frau Kessler!

Diese Woche hat die Präsidentin der Schweizerischen Patientenorganisation in 20 Minuten den Vogel abgeschossen. Ihre Lösung für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen: Wer selbst schuld sei, an seiner Krankheit, soll die Behandlungskosten selbst tragen..

Die „Patientenschützerin“ zielt in diesem Interview gegen die schwächsten Patienten im Gesundheitssystem: Menschen, die durch ihre intravenöse Drogensucht mit dem Hepatitis-C Virus angesteckt wurden. Weil diese, gemäass Frau Kessler, Ihre Drogensucht selbst gesucht hätten, sollten sie auch für die Heilungskosten selbst aufkommen.

Vehementes Kontra
So nicht, sagt nun eine Reihe prominienter Vertreter von Schweizer Organisationen im Gesundheitswesen in einem offenen Brief an Nationalrätin Margrit Kessler. Denn wer Kesslers Spargedanken zu Ende denkt wird schnell realisieren, dass noch sehr viel mehr Gesundheitskosten durch Verhaltensänderungen zu verhindern wären. Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und Vieles mehr.

Zusammen sind wir stark
Wir sollten nicht beginnen, über das Verhalten anderer Menschen zu urteilen. Wer mit „guten“ Genen geboren ist und dann auch noch das Glück hat, frei von Sucht und Lastern zu sein, der wird froh sein, dass ihm das Leben (Frau Kessler würde wohl sagen „Gott“) diese Gaben geschenkt hat. Es ist ein Akt der Solidarität, letztendlich Basis unseres demokratischen Verständnisses, Gesundhetisgüter besser zu verteilen. Denn eine starke Gemeinschaft stärkt auch den Einzelnen. Wer diese Solidarität in Frage stellt, gefährdet unseren Staat und unser Wohlergehen.

20′-Artikel fragwürdig
Im erwähnten 20 Minuten Artikel sind noch ein paar weitere Ungereimtheiten. So ist es beim gennannten Hepatitis-C Medikament überhaupt nicht so, wie wenn dieses „Todkranken“ verabreicht werden würde. Im Gegenteil, die Behandlung wird helfen, die Entstehung von schweren Lebererkrankungen zu verhindern. Aber an solche Fehler des Schnelljournalismus müssen wir uns wohl gewöhnen.

Offener Brief an Frau Kessler vom 14. Aug. 2014 (pdf)