Wie lange nach Antibiotikabeginn ist eine mikrobiologische Probe noch sinnvoll?
Die Empfehlung ist eigentlich klar: Abnahme von mikrobiologischen Proben vor Beginn einer Antibiotikatherapie. Aber was soll man machen, wenn ein Antibiotikum bereits begonnen wurde? Soll man auf die Diagnostik dann verzichten?
Dieser Frage gingen Forscher aus Houston nach. Sie untersuchten retrospektiv alle 85 Patienten mit bakteriämischer Pneumokokkenpneumonie, die zwischen 1998 und 2013 eine Sputumprobe von adäquater Qualität abgaben. Kein Patient erhielt Antibiotika in der Woche vor Präsentation. 60 (71%) erhielten die erste Dosis des Antibiotikums vor Abnahme des Sputums. Insgesamt konnten Pneumokokken im Sputum von 36 Patienten kulturell nachgewiesen werden: bei 15 (60%) der 25 Patienten ohne vorherige Antibiotika und bei 21 (35%) der 60 Patienten mit vorheriger Antibiotikagabe.
Interessanterweise war bis zu 10 Stunden nach Beginn der Antibiotika die Sputumkultur genauso häufig positiv wie wenn keine Antibiotika vorher gegeben wurden. Erst mehr als 10 Stunden nach Therapiebeginn war die Sensitivität der Kultur deutlich eingeschränkt.
Limitationen: Retrospektive Studie, die nur Sputum bei Pneumokokken-Pneumonie und nicht andere Proben bei anderen Infekten untersuchte.
Fazit:
Unsere Empfehlung bleibt bestehen: Abnahme von mikrobiologischen Proben vor Beginn einer Antibiotikatherapie. Aber wenn Antibiotika begonnen wurden, ist eine Abnahme von Proben am Anfang (Sputum bis zu 10 Stunden) auch noch möglich und sinnvoll.