Interferon-freie Hepatitis C-Therapie – die Zukunft hat angefangen
Im New England Journal of Medecine erscheinen wissenschaftlichen Publikationen zu neuen Interferon-freien Hepatitis C-Therapien aktuell im Wochentakt. Hier der Versuch eines Ueberblicks
Interferon-freie Behandlungsregime mit Kombinationen aus neuen HCV-Medikamenten (sog. DAA’s) dürften schon bald zum Therapiestandard werden. Grösstes Hindernis für einen breiten Einsatz sind im Moment noch die hohen Kosten. Sofosbuvir ist in der Schweiz bereits zur Behandlung zugelassen. Die Zulassung von Simeprevir und Daclatasvir wird in den kommenden Monaten erwartet.
Interferon-freie Behandlungsmöglichkeiten für die nahe Zukunft:
1) Sofosbuvir + Simeprevir
2) Sofosbuvir + Daclatasvir
Diese Kombinationen machen medizinisch Sinn, werden aber voraussichtlich „off label“ sein.
Sofosbuvir + Simeprevir (+ Ribavirin) führte bei HCV-Genotyp 1 zu Heilungsraten (SVR12) von 93-96%. Beim ungünstiger genetischer Veranlagung (IL28b-Genotyp TT) braucht es die Zugabe von Ribavirin (SVR mit RBV 83%, ohne RBV 67%). Auch bei HCV-Mutatation Q80K (Prävalenz in USA 48%, bei uns deutlich seltener) dürfte eine längere Behandlung nötig sein. (Sulkowski M et al., EASL 2014, Lawitz E EASL 2014).
Sofosbuvir + Daclatasvir erzielte Heilungsraten von 98% und zwar bei Therapie-naiven (12 Wochen Therapiedauer) wie auch bei vorbehandelten Patienten (24 Wochen Therapiedauer) (Sulkowski NEJM 2014, Jan 16). Eine kürzere Therapiedauer wäre wohl auch bei vielen Patienten erfolgreich. Leider fehlen hierzu die Daten.
Was kommt als Nächstes?
3) Sofosbur + Ledipasvir
4) ABT-450/r + Ombitasvir + Dasabuvir
Sofosbuvir + Ledipasvir über 12 Wochen ergab Ansprechraten (SVR12) um 96%, eine Zugabe von Ribavirin ist nicht nötig. Bei Patienten mit wenig Fibrose genügt eine kürzere Behandlungsdsauer von lediglich 8 Wochen (Afdhal N et al., NEJM 2014, Mai 15; Kowdley KV et al. NEJM 2014, Mai 15).
ABT-450/r + Ombitasvir + Dasabuvir: Bei Therapie-naiven Gt1b-Patienten ergibt eine 12-wöchige Behandlung eine Heilungschance von 99%, die Zugabe von Ribavirin ist nicht nötig. Beim Genotyp 1a ist allerdings die zusätzliche Gabe von Ribavirin empfohlen (mit RBV: SVR 97%, ohne RBV: SVR 90%). Die Abbvie-Kombination wirkt auch bei Zirrhose-Patienten ausgezeichnet: SVR 92% bei 12 Wochen und 96% bei 24 Wochen Therapiedauer (Poordad F et al. NEJM 2014, Mai 22, Ferenci P. et al., NEJM 2014, Mai 22)
Die Frage der Therapiedauer – 12 Wochen für alle?
Eine Herausforderung für die nahe Zukunft wird sein, die optimale Therapiedauer festzulegen. Die sogenannte „on-treatment response“, d.h. die Dynamik des Abfalls der Viruslast unter antiviraler Therapie wird an Bedeutung verlieren. Voraussichtlich wird anhand eines Scores bestehend aus den klassischen Prädiktoren für ein Therapieansprechen (wie Fibrosegrad, Viruslast…) eine genauere Beurteilung möglich sein, bei welchem Patienten die Therapie verkürzt werden kann und wann verlängert werden muss.
Literaturangaben
- Daclatasvir plus Sofosbuvir for HCV Infection, Sulkowski NEJM 2014, Jan 16
- Ledipasvir and Sofosbuvir for Untreated HCV Genotype 1 Infection; Afdhal N et al., NEJM 2014, Mai 15
- Ledipasvir and Sofosbuvir for Previously Treated HCV Genotype 1 Infection; Afdhal N et al., NEJM 2014, Mai 15
- ABT-450/r–Ombitasvir and Dasabuvir with Ribavirin for Hepatitis C with Cirrhosis; Poordad F et al. NEJM 2014, Mai 22
- ABT-450/r–Ombitasvir and Dasabuvir with or without Ribavirin for HCV; Ferenci P. et al., NEJM 2014, Mai 22