H7N9: Neues Vogelgrippevirus

In den letzten Wochen hat die WHO wieder vemehrt Infektionen mit einem neuen Influenza-Virus bei Menschen in südlichen Provinzen Chinas berichtet. Droht eine Pandemie?Tatsächlich gab es in den letzten Wochen eine starke Häufung von Fällen von Influenza H7N9 Infektionen beim Menschen. Doch in keinem der Fälle konnte bisher eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch nachgewiesen werden. Es scheint also, dass das beim Menschen neu entdeckte Virus sich (noch) nicht an den Menschen adaptiert hat.

Kein hoch pathogenes Virus
Wir wissen, dass Influenzaviren mit den Hämagglutinin-Serotypen H5 und H7 zum Teil auch hochpathogen sein können. Die hochpathogenen Viren unterscheiden sich von den „normalen“ Influenza-Viren dadurch, dass sie nicht nur das Epitel der Atemwege infzieren können, sondern dass diese Viren sich in jeder menschlichen Zelle vermehren können. Das heisst, sie können auch andere Organe schädigen. Das 2013 neu aus drei verschiedenen Voglegrippeviren entstandene und erstmals beim Menschen aufgetretene H7N9 Virus gehört NICHT zur hochpathogenen Gruppe der aviären Influenzaviren.(HPAI, siehe Wang et al.). Der schwere, oft tödliche Verlauf der Erkrankung bei einer grossen Zahl der bisher Betroffenen dürfte andere Gründe haben. Beachtenswert allerdings die Tatsache, dass H7N9 sich noch besser im Lungengewebe vermehrt als dies bei H5N1 der Fall war (Chan et al, 2013).

Ausbrüche vor allem beim Geflügel
Im erten Halbjahr 2013 gab es vorwiegend in den südlichen Provinzen Chinas aber einzelne Infektionen beim Menschen.

Anzahl bestätigter Infektionen mit H7N9 Influenzavirus beim Menschen (Quelle: WHO.org, 21.1.14)

Anzahl bestätigter Infektionen mit H7N9 Influenzavirus beim Menschen (Quelle: WHO.org, 21.1.14)

Die sporadischen Einzelfälle waren immer auch assoziiert mit einer höheren Infektionsrate bei Geflügel. Die meisten Fälle hatten auch dokumentierten Kontakt mit Geflügel. Nun sind in den letzten Wochen 2013 wieder vemehrt Einzelfälle aufgetreten und dann seit Januar eine deutliche Häufung von Fällen in China. Die Behörden befürchteten ein erhöhtes Ausbreitungsrisiko im Rahmen der intensiven Reisetätigkeit in China anlässlich der Feiern zu Chinesischen Neujahr (31.1.14, siehe auch meinen Reisebericht). Deshalb wurden in diesen Tagen Millionen von Hühnern gekeult. Schon 2013 konnte mit dieser Massnahme die Erkrankungen beim Menschen gestoppt werden. Das 2014 beobachtete H7N9 hat sich seit dem ersten Ausbruch etwas entwickelt, doch es ist immer noch antigenetisch sehr verwandt mit dem Virus des ersten Ausbruchs, Influenza A/Anhui/1/2013 (H7N9), sodass dieses für die Impfstoffproduktion vorgesehene Virus weiterhin aktuell bleibt.

Kommentar
Es scheint, dass das 2013 neu aufgetretene H7N9 Virus nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Allerdings scheint das Virus – ähnlich wie H5N1 – wenn es mal einen Menschen infziert, ein hoch gefährliches Virus zu sein. Da wir wissen, dass die Anpassung an den Menschen mit einer oder wenigen Mutationen auftreten kann, ist es ratsam, dass Influenza-Fälle aufmerksam beobachtet werden und die Vorbereitungen für eine Impfstoffproduktion anlaufen. Die WHO ist mit der Koordination dieser Aufgaben beauftragt und scheint ihre Surveillance-Arbeit sehr gut zu machen.

Korrektur: Das Virus wurde – anders als ursprünglich hier beschrieben – als niederpatogenes H7N9 eingestuft. (20.2.14)

Quelle: WHO (31.1.14)